Der Riesling hat im Sausal eine lange Tradition, geriet aber zwischenzeitig fast in Vergessenheit. Mit einer hochkarätigen Riesling-Verkostung zeigten vier der Sausaler Topweingüter, dass der Sausaler Riesling wieder zurück ist.
Klar kann man die Sausaler Rieslinge nicht mit den Wachauern, Krems- oder Kamptalern vergleichen und auch nicht mit denen aus Gumpoldskirchen, wo die Sorte ebenfalls einmal eine große Bedeutung hatte. Man will es auch gar nicht. Denn frei nach dem Motto: „Terroir schlägt Sorte“ ist das, was auf den Sausaler Schieferlagen an Rieslingen gedeiht, absolut eigenständig und man könnte fast sagen, unverwechselbar. Frucht und fröhliches Trinkvergnügen sind hier keine bestimmenden Parameter, vielmehr entlocken die Sausaler Winzer ihren speziellen Böden Weine, die von Mineralität und Struktur geprägt sind. Kein schnelles, unkompliziertes Trinkvergnügen, sondern Weine mit Komplexität, Tiefgang und Langlebigkeit.
Gerhard Wohlmuth, Hans-Peter Temmel vom Weingut Felberjörgl, Rainer Hack vom Weingut Warga-Hack sowie Bernhard und Stefan Schauer präsentierten einer kleinen Runde von Fachjournalisten aktuelle und gereifte Sausaler Rieslinge. Dabei konnte nicht nur der spezielle Charakter dieser Weine eindrucksvoll herausgearbeitet werden, sondern auch die Vielfalt von Stilen und Typen – je nach Herangehensweise des Winzers.
Bernhard und Stefan Schauer, Weingut Schauer Kitzeck
Wir wechseln gerade in das Rad der Jahrgänge und bringen dann die Weine 18 Monate nach der Ernte (die Lagenweine) in den Verkauf. Wir machen Ganztraubenpressung und die Weine bleiben bis zur Füllung auf der vollen Hefe. Unsere Top-Weine sind die Lagenweine – es gibt keine Privat- oder Vinotheksfüllungen etc. – bei uns ist alles öffentlich: Gaisriegel ist dabei unsere wichtigste Riesling-Lage.
Riesling Kitzeck – Sausal 2018 Fassprobe
Wir verwenden 60 % große Holzfässer, geben den Weinen mehr Zeit, feilen am Stil. „Ortswein late release“ hätten wir gerne, geht aber nicht immer; der Wein soll karg und puristisch sein, Zug haben und trocken sein, wenn es geht. 2017 ist der einzige, der nicht ganz trocken ist.
Rauchig- würzig, dunkle Mineralik, am Gaumen saftig, vollmundig, warm, stoffig, dicht, unglaublich viel Druck in der Nase, sehr würzig, reife Säure, mineralische Noten
Riesling Ried Gaisriegl 2017
Fein & kühl in der Nase, schönes Spiel von Süße, Säure &Mineralik am Gaumen, saftig, animierend und trinkfreudig, noch ein bisschen Babyspeck, aber mit sehr schönen Anlagen
Riesling Ried Gaisriegl 2015
Sehr sortentypisch mit saftig-fruchtiger Steinobstnote in der Nase, reife Marillen- & Weingartenpfirsichnoten, kalkige Mineralik, kühl, würzig, karg, fast drahtig, extrem trocken, Struktur pur
Riesling Ried Gaisriegl 2013
Vollreife, saftige Rieslingnote, Marillenmarmelade in der Nase, dunkel, würzig, am Gaumen kühl, mineralisch, saftig, vollmundig, aber auch sehr strukturiert, etwas Petrol in der Nase, Schieferwürze mit frischen Zitrustönen in der Nase;
Gerhard Wohlmuth, Weingut Wohlmuth, Fresing
Vor 200 Jahren war der Riesling hier die wichtigste Rebsorte, vor fünf Jahren musste man die Leute auf der Vievinum noch darauf ansprechen, jetzt fragen sie bereits danach. Es gibt eine natürliche Reife-Begrenzung der Trauben bei knapp 19 °, das bedeutet rund 12,5 % bis 13 % Alkohol, mehr geht gar nicht, also es wächst nicht. Wichtig ist auch die lange Vegetationsdauer, wir können Mitte Oktober lesen und haben 18,5 ° Zuckerreife.
Beim Riesling hatten wir noch nie so perfektes Traubengut wie 2018 – für mich ein ganz großer Rieslingjahrgang. Auch 2017 war perfekt und für uns bieten diese beiden Jahrgänge die große Chance, dass wir hier für die Bekanntheit und Qualität der Appellation sehr viel tun können.
Das Mikroklima ist sehr wichtig, es gibt auch kleinräumig große Unterschiede, Dr. Wunsch und Steinriegl sind kühler, karger, Edelschuh ist geschützt und hat daher eine höhere Reife und Extraktwerte; wir haben hier zwar genug Niederschlag aber die Weine müssen trotzdem kämpfen auf diesen kargen Steillagen.
Riesling Kitzeck – Sausal 2018
Kühl, würzig, Zitrustöne, fruchtsüß, lebendig, animierend, saftig, idealtypischer Sausaler Riesling
Riesling Ried Dr. Wunsch 2018 Fassprobe
Kühle, mineralische Schieferwürze, gelbfruchtig mit saftig, fruchtsüß mit animierender Frucht, Tiefgang und Komplexität, die sich freilich erst andeutet – ein Wein mit großem Potenzial
Riesling Ried Steinriegl „Strohbart“ 2018
Fassprobe, sehr karg, Strohbartist ein Hausname, den Wein wird es unter dieser Bezeichnung wahrscheinlich nicht geben; gefüllt wird er voraussichtlich Frühjahr 2020
Duftig, fruchtsüß, stoffig, deliakte, reife Frucht, mit Obstnoten, vollmundig, dicht, sehr reif, harmonisch, kühl, fast drahtig, reduziert, aber am Gaumen auch mit einiger Fruchtsüße ausgepolstert
Riesling Ried Edelschuh 2017
Dunkler Schiefer blau-schwarz, mit Quarzeinschlüssen, der Sausal ist die letzte Erhebung der Zentralalpen und gehört daher nicht zur Koralpe.
Dunkle, rauchige Würze, stoffig und aromatisch, am Gaumen fruchtsüß, dicht, saftig, warm, gute Struktur, große Anlage, sehr ausgewogener und kompletter Wein, mit viel Potenzial für die Zukunft
Rainer Hack, Weingut Warga-Hack, Kitzeck
Was mir bei sehr vielen Winzern inzwischen sehr gefällt, ist, dass der Weingarten wieder immer mehr die wichtigste Rolle spielt. Eine Zeit lang galt, dass der Wein vor allem im Keller gemacht wurde, da ging es um saubere Verarbeitung und alles sollte möglichst schnell passieren. Die Kellertechnik ist ausgereift und jetzt geht es wieder mehr um den Weingarten.
Riesling Schiefer 2018 Fassprobe
Saftige, frische, fruchtige Obstnoten, floral, opulent und ein bisschen wild, am Gaumen Obstnoten, viel Kohlensäure, noch sehr unruhig
Riesling Schiefer 2017
Feine Reifenoten, dunkle Würze, wieder florale Noten, ein wenig rauchig, saftige Frucht mit exotischen Aromen von Bananen bis Ananans, Richtung Abgang sehr karg, mit kräftigem Gerbstoff und rassiger Säure, wirkt noch etwas unfertig
Riesling Ried Pistor 2015
Dezente Petrolnote, am Gaumen dann überraschend fruchtsüß, aber auch wieder mit kräftiger Säure, sehr karg und reduziert
Riesling Ried Pistor 2014
Reife Nase, brotig-nussige Aromen, auch wieder Petrol, reif und rund in der Nase, vollmundig, saftig, mit schönem Körper, fruchtsüß, fast opulent
Hans-Peter Temmel, Weingut Felberjörgl, Kitzeck
Wir sind hier am Demmerkogel, der ist sehr hoch gelegen, von 620 bis 650 Meter und er ist offen, was immer für eine gute Durchlüftung sorgt. Die Höhe ist wichtig, wir überstehen die Septemberregen sehr gut, weil die Trauben noch nicht so reif sind, und im Oktober wird es dann meistens wieder schön und dann erreichst Du eine tolle Reife. Das funktioniert zwar nicht immer aber doch sehr oft.
Riesling Ried Höchleit’n 2018 Fassprobe
Opulent mit reifer Marillennnote, Honignoten, Blütenaromen, fruchtsüß & mild aber auch mit kühler, animierender Säure
Riesling Ried Höchleit’n Reserve 2017
Die Höchleit’n ist eine sehr karge Terrassenlage, ganz oben und der Wein lag ein Jahr auf der Hefe.
Reife, saftige Rieslingfrucht mit mineralischen Untertönen, stoffig, würzig, gute Struktur, viel Druck am Gaumen, sehr intensiv und anhaltend
Riesling Ried Höchleit’n Terrasse 2014
8,2 Gramm Säure, 8,3 Gramm Restzucker
Fruchtsüß mit Blütenhonig-Aromen, cremig und voll im Duft, schönes Süße- Säurespiel, wirkt am Gaumen absolut trocken, karg, mineralisch, unglaublich, dass der Wein über 8 Promille Restzucker hat. Herrliche Reife, aussergewöhnlicher Wein aus diesem Jahrgang, sehr harmonisch, die Säure neutralisiert den Restzucker komplett.
Riesling Ried Höchleit’n 2015 Trockenbeerenauslese
Dichte, tiefe, komplexe Frucht nach Trockenfrüchten wie Marille, Zwetschke, sehr klar, schlank und mineralisch in der Nase, am Gaumen unglaubliche Konzentration, dunkle Aromatik, Rosinennote aber auch mit kräfiger Säure, die ihn trotz mehr als 280 Gramm RZ immer noch gut trinkbar macht