Klaus Egles Wein der Woche: Muskateller Ried Marein 2021, Weingut Sattlerhof

Der Muskateller Ried Marein 2021 vom Sattlerhof ist einer der Weine, die den Charakter dieser Rebsorte neu definieren.

„Meine ersten trockenen Weine haben bei der Landesweinkost einen großen Lacherfolg erzielt. Aber wir haben immer eine Menge Proben benötigt, weil alle diesen kuriosen Wein verkosten wollten.“ Dieses Zitat stammt von Wilhelm Sattler, dem Großvater der jungen Generation am Sattlerhof mit Alexander, Andreas, Michaela und Lukas, der als einer der Väter des trockenen Weinausbaus in der Steiermark und Weinbaupionier gilt. Innovationsgeist und eine gewisse Sturheit in der Disziplin des „Gegen den Strom Schwimmens“ haben die Familie schon seit jeher ausgezeichnet. In der Zeit, als Wilhelm Sattler mit seinen trockenen und säurebetonten Weinen für Aufsehen sorgte, wurde gerade der Muskateller gerne mit etlichen Gramm Restzucker ausgebaut – ein Image, das ihm teilweise bis heute nachhängt, wie die immer wieder gestellte Frage „Ist der nicht süß, der Muskateller?“ beweist. Tatsächlich ist man im Sattlerhof aber schon zwei Schritte weiter. Schon immer waren die Muskateller des Hauses besonders und hoch geschätzt – knochentrocken, fantastischer Duft, gepaart mit einem substanziellen Wein dahinter, wer kann so etwas widerstehen? Inzwischen wirken aber bereits die Jungen im Hause stilprägend und schlagen wieder ganz neue Töne an. 

Einmal auf die Reset-Taste drücken

Wer steirischen Muskateller als duftig-fröhlichen Trinkwein abgespeichert hat, der sollte für Muskateller Ried Marein 2021 einmal kräftig auf die Reset-Taste drücken. Die Ried Marein befindet sich auf einer kühlen Hügelspitze in 500 Metern Seehöhe, die Reben stehen auf steinigen Kieselböden und die Trauben haben Blickkontakt zu den Alpen. Die Rezeptur für die Herstellung dieses Weines könnte glatt aus TV-Gärtner Plobergers Bestseller „Gärtnern für Intelligente Faule“ stammen: Spontane Vergärung auf der Maische und nach einem Jahr ohne Schönung und Filtration auf die Flasche gezogen. Ich nenne das minimalinvasive Weinbereitung. Und was kommt dabei heraus? Erst einmal nichts, was man traditionell mit Muskateller verbinden würde, dafür eine intensive, kühle Kräuterwürze im Duft, mit gelber, reifer und leicht ins Exotische gehender Frucht, Anklängen von Feuerstein und am Gaumen straffe Struktur mit mineralischem Tiefgang, viel Druck und spektakulärer Länge. Ein Wein, der lange am Gaumen haften bleibt und im Nachklang sogar noch an Präsenz und Intensität zulegt.

Bewertung: 18/20 Punkten