Die Kür der Wiener Landessieger 2025 fand im glanzvollen Rahmen statt: Bürgermeister Michael Ludwig zeichnete die Preisträger bei einer Gala-Veranstaltung im Arkadenhof des Wiener Rathauses aus.
Der Wiener Weinbau ist Chefsache. Darum fand die Auszeichnung der Wiener Landessieger heuer wieder im Rahmen einer Gala im Arkadenhof des Wiener Rathauses mit Bürgermeister Michael Ludwig statt. „Wir wollen damit signalisieren, welchen Stellenwert der Wiener Weinbau für uns hat“, so der Hausherr, „und gleichzeitig publikumswirksam demonstrieren, was für ein großartiges Qualitätsniveau der Wiener Wein erreicht hat!“ Zu diesem Zweck standen an der Weinbar nicht nur die 13 Landessieger, sondern auch Weine von allen 26 Wiener Weinbaubetrieben, die das Finale der Landesweinbewertung erreicht hatten, zur genussvollen Verkostung bereit. Mit dabei auch die Wiener Weinhoheiten, allen voran Katharina Beranek, Weinkönigin aus Wien Rodaun, die überzeugt ist, dass man sich um die Zukunft des Wiener Weinbaus keine Sorgen machen muss: „Ich finde es schön zu sehen, wie viele junge Winzerinnen und Winzer in Wien mit so viel Engagement und Herzblut ihren Beruf verfolgen und dabei auch coole Initiativen wie zum Beispiel REBENTANZ entstehen, die den Wiener Wein eine passende Bühne bieten“, so die Marketing-Expertin, deren persönlicher Favorit der Wiener Gemischte Satz ist.
2024 brauchte starke Nerven
Gespannt sein durfte man auf die Qualität der Weine, wo fast ausschließlich der Jahrgang 2024 auf dem Prüfstand war, der den Wiener Winzer:innen ihre Aufgabe nicht ganz leicht gemacht hatte, wie Norbert Walter, der Präsident der Wiener Landwirtschaftskammer und selbst Winzer in Wien berichtet: „Einmal mehr hatten wir einen überdurchschnittlich heißen und trockenen Sommer, den die Reben aber dank einer ausreichenden Wasserversorgung vom Winter her gut verkraftet haben.“ Mitten in eine Lese, die schon sehr früh begonnen hatte, platzte dann ein außergewöhnliches Naturereignis: Vom 12. bis 16. September 2024 fiel mehr Regen als sonst im ganzen September – großräumige Überflutungen vor allem im Osten Österreichs waren die Folge. „Winzer:innen die da ihre Trauben noch draußen hatten, brauchten jedenfalls starke Nerven“, erinnert sich Walter, „die Trauben haben den Regen aber gut überstanden, Schäden gab es vor allem an den Rebanlagen.“ Das Fazit: Die 2024er Weine bereiten schon in ihrer Jugend großes Trinkvergnügen, sie sind reif aber auch fruchtig und von einer ebenso frischen wie bekömmlichen Säure geprägt.
Der Wiener Wein ist breit aufgestellt
Wie breit der Wiener Weinbau aufgestellt ist, beweist die Tatsache, dass es heuer gleich vier Doppelsieger gab. Karl Lentner aus Jedlersdorf, der „Marcel Hirscher des Grünen Veltliners“, ließ auch heuer in seiner Paradedisziplin keinen vorbei, holte sich die Trophäe mit seinem Ried Kirchberg Alte Reben 2024 und toppte seinen Erfolg noch mit dem Sieg in der obersten Kategorie des Wiener Gemischten Satzes, den Riedenweinen. Rainer Christ, ebenfalls aus Jedlersdorf, bei dem es nicht so sehr die Frage ist, ob er gewinnt, sondern in welchen Kategorien, schlug heuer bei den klassischen Rieslingen und beim Chardonnay zu. Das Weingut Mayer am Pfarrplatz, einer der wichtigsten und besten Betriebe der Stadt, holte die Trophäe bei den kräftigen Rieslingen mit dem Klassiker, Ried Nussberg 2024, und das Team um Weingutsleiter Gerhard Lobner konnte diesen Erfolg mit dem Sekt Brut, ebenfalls Landessieger in der Kategorie Sekte, begießen.



Genuss aus allen Himmelsrichtungen
Dass „Transdanubien“ in Sachen Rotwein stets vorne mitmischt, bewies heuer Peter Bernreiter mit seiner Rotwein-Cuvée „Il Trittico“ 2023 aus Cabernet Sauvignon, Merlot und Syrah. Doch auch der Süden von Wien zeigte wieder stark auf: Wolfgang Hofer, Rotweinspezialist aus Mauer, machte es in weiß mit dem Grauburgunder „Herr Hofer“ und rot mit dem Zweigelt Privat Grande Reserve, Michael Edlmoser leistete mit dem Frizzante Blanc de Blancs seinen prickelnden Beitrag. Mit dem Weingut der Stadt Wien am Cobenzl und einem klassischen Wiener Gemischten Satz sowie Fuhrgassl-Huber mit dem Roten Muskateller schafften es zwei weitere, renommierte Betriebe auf’s Stockerl. Eine weitere Auszeichnung erging an einen Winzer im benachbarten Niederösterreich, der seine Weingärten in Wien hat: So wie im Vorjahr holte sich Philipp Schmidt aus Hagenbrunn einen Landessieger, diesmal mit dem Wiener Gemischten Satz Ortswein Bisamberg 2024.
Wiener Gemischter Satz im Zentrum
Insgesamt hatten sich heuer 57 Betriebe am Wettbewerb beteiligt, 390 Weine wurden eingereicht. Wie schon in den vergangenen Jahren stellte dabei der Wiener Gemischte Satz mit 109 Weinen die Hauptmacht. Den Wiener Winzern ist es hier gelungen, mit der Rückbesinnung auf eine alte Tradition eine starke Marke zu kreieren, wobei die Herkunft und Qualität durch den Status als DAC abgesichert wird. Ebenfalls stark vertreten waren der Grüne Veltliner mit 49 Weinen, der Riesling mit 43 und die weißen Burgundersorten, wo von Weißburgunder, Chardonnay und Grauburgunder insgesamt 52 Proben eingereicht wurden.
Im Bild: Die Wiener Landessieger 2025 v.l.n.r.: Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky, Bürgermeister Michael Ludwig, Philipp Schmidt (Weingut Philipp Schmidt), Karl Lentner & Dominik Lang (Weingut Karl Lentner), Thomas Huber (Weingut Fuhrgassl-Huber), Tobias Bernreiter (Weingut Bernreiter), Georg Königsbauer (Weingut Wien Cobenzl), Rainer Christ (Weingut Christ), Weinprinzessin Anna Langes, Weinkönigin Katharina Beranek, Wolfgang Hofer (Weingut Hofer), Gerhard Lobner (Weingut Mayer am Pfarrplatz), Michael Edlmoser (Weingut Edlmoser), Präsident der Landwirtschaftskammer Wien Norbert Walter © stadtwienmarketing/Simon Grissemann
Wiener Landessieger 2025
Grüner Veltliner
Weingut Karl Lentner, Grüner Veltliner Ried Kirchberg, Alte Reben 2024
Saftige, vollreife, gelbe Frucht in der Nase, Apfelnote aber auch Anklänge von exotischen Früchten wie Ananas, Litschi, Kumquats, dazu ein Hauch Tabak, Pfeffer, am Gaumen vollmundig und stoffig, weiche Textur, viel Fruchtsüße, füllt den Gaumen aus und die feine Säure hält ihn in der Balance, wärmend, opulent und lang; ein Wein wie eine Cremeschnitte – süß und gut!
Riesling klassisch
Weingut und Heuriger Christ, Riesling Ried Wiesthalen 2024
Ein Riesling für die Weinakademie, passend zur Lektion: So schmeckt Riesling! Feine kühle Steinobstnote nach Weingartenpfirsich, mineralische Anklänge, Zitrusnoten, hell, klar und frisch in der Nase mit sehr feingliedriger Struktur, am Gaumen schlank, straff und eng gestrickt mit einem überraschenden Hauch von Fruchtsüße als Sahnehäubchen obendrauf, beißt sich am Gaumen ordentlich fest und lässt lange nicht mehr locker; viel Wein mit wenig Alkohol
Riesling kräftig
Mayer am Pfarrplatz, Riesling Nußberg 2024
Kühl, vornehm und zurückhaltend in der Nase, helle, klare Steinobstnote nach Pfirsich, Mandarinen und Yuzu, die straffe Mineralität spielt aber zunächst die Hauptrolle, saftig, animierend, weißfruchtig, am Gaumen voll Spannung zwischen Säure, Mineralität und Fruchtsüße, enorm viel Grip, dringt bis in die letzte Ritze und bleibt auch haften, tolle Präsenz, dabei stets fokussiert; ein Riesling, so groß wie das Riesenrad – aber auch genauso feingliedrig konstruiert
Wiener Gemischter Satz DAC
Weingut Wien Cobenzl, WGS DAC 2024
Sehr aromatisch mit feiner Kräuterwürze im Duft, Klee, Heu, Kandiszucker, reife Zitronenschale, am Gaumen kühl und saftig mit springlebendiger, knackiger Säure und zarter Stachelbeerfrucht; ein Wein mit Biss und Trinkfluss, der für viele Gelegenheiten passt – aufreißen und er macht vom Fleck weg Freude!
Wiener Gemischter Satz DAC Ortswein
Weingut Philipp Schmidt, WGS DAC Bisamberg 2024
Rassige, grasig-frische Frucht in der Nase, Obstnoten von gelben Äpfeln und Birnen, Ringlotten, ein Hauch von Marzipan, zart angetoastetes Weißbrot, am Gaumen weich und vollmundig mit einer erfrischenden Säure und zarten Bitternoten, die ihm Struktur verleihen, schöne Länge; ein Wein voll Saft und Kraft, der noch Zeit braucht um seine Power zu 100 Prozent auf die Straße zu bringen
Wiener Gemischter Satz DAC Riedenwein
Weingut Karl Lentner, WGS DAC Ried Jungenberg 2024
Ein Wein wie ein goldenes Barock-Engerl: Voller Duft, Ananas, Litschi, Banane, cremig, Brioche mit Butter, rund, geschmeidige, weiche Textur, stoffig, dicht, opulent und wuchtig, wärmend, Aromen von Mandeln, Nüssen, Toastbrot, Vanille, viel Druck; ein mächtiger Wiener Gemischter Satz, der auch als Dessert durchgeht oder als Speisenbegleiter zu Gerichten, die man sonst mit einem Rotwein begleiten würde
Chardonnay
Weingut und Heuriger Christ, Chardonnay 2024
Gelbe, reife Zitrusnote, frisch, animierend, feine Mineralik, guter Zug, animierende Säure, viel Grip, legt sich schön an, tolle Präsenz, wirkt dabei absolut leichtfüßig; ein Chardonnay modernen Stils, bei dem das Trinkvergnügen im Vordergrund steht, jeder Schluck verlangt nach dem nächsten…
Burgundersorten
Weingut Wolfgang Hofer, Herr Hofer Grauburgunder Reserve 2024
Rauchig, fleischig, Nüsse, Honigmelone, Rosinen, speckig, am Gaumen dann frische Säure, wirkt fast kühl und richtig trinklustig, für einen Grauburgunder sehr fruchtig, Orangenzesten, Äpfel, lang und frisch im Abgang; ein sehr jugendlicher Grauburgunder, der noch viel vorhat
Muskateller
Weingut Fuhrgassl-Huber, Roter Muskateller Nußberg 2024
Sehr fruchtig im Duft, süße Muskatnote, florale, exotische Aromen, am Gaumen Toastbrot, reifes Obst, knackig-frische Säure, dezente Fruchtsüße begleitet ihn; weder Duftbombe noch Erfrischungsgetränk sondern ein reifer, kräftiger Muskateller mit Substanz und Vielschichtigkeit
Zweigelt
Weingut Wolfgang Hofer, Zweigelt Privat Grande Reserve 2022
Dunkle Kirschen, Weichsel, Bitterschokolade, Kaffee, rauchig, opulent, dicht, cremig, fruchtsüß, aber auch animierende Bitternoten vom Gerbstoff, immer noch jugendlich aber mit Riesen-Potenzial; ein Glas davon zum T-Bone-Steak vom Holzkohlengrill und der Abend ist gerettet
Rote Cuvées
Weingut Bernreiter, Rote Cuvée Il Trittico 2023
Eine internationale Rotweinkonferenz aus Cabernet Sauvignon, Merlot und Syrah. Dunkle Würze, Dörrzwetschken, Rumtopf, schwarze Ribiseln, Kaffee, opulenter Duft, stoffig, reif, weich, vollmundig, warm, Rösttöne, viel Schmelz; sicher nicht der Begleiter zum Liptauerbrot aber ein Rotwein von großem Format; schön, dass so etwas in Transdanubien wächst!
Frizzante
Weingut Edlmoser, Frizzante Blanc de Blancs 2024
Blumige, saftige Frucht in der Nase, feines Mousseux, Muskatnote, zarte Fruchtsüße am Gaumen, harmonisch, animierend; ein lässiger Einstieg zum Menü oder der perfekte Begleiter für das Get-together auf der Terrasse
Sekt
Mayer am Pfarrplatz, Sekt Brut
Ein Sekt wie ein Seidenhandschuh: Kühle, klare Frucht, hell, Zitrusnoten, straff, mineralisch, Stachelbeeren, weiße Ribiseln, kräftiges Mousseux, sehr trocken und knackig, elegant, leichtfüßig mit schönem Trinkfluss; die erste Wahl, wenn es um einen besonderen Anlass geht