Seit 580 Jahren besteht der Hof, seit 110 Jahren betreibt die Familie Dockner Weinbau in Theyern und heuer feierte Tom Dockner während der Weinlese seinen 40er. Da war es einmal Zeit, zurück und auch nach vorn aber vor allem ganz tief ins Glas zu blicken.
Dafür versammelten Tom und Silke Dockner eine kleine, feine Runde von Weinexperten, Händler, Weinfreaks, langjährige Kunden und Weinjournalisten in ihrem schmucken, 2018 durch einen großen Zubau auf den neuesten Stand gebrachten Weingut in Theyern zu einer Verkostung, wie es sie so noch nicht gab. Auf dem Programm standen die besten Weine und Jahrgänge, seit Tom Dockner im Jahr 2002 in den Betrieb eingestiegen ist – und noch ein paar historische Vorläufer aus den 1990er Jahren, die noch senior Gerhard im Alleingang gekeltert hat.
Das Flaggschiff vom Hochschopf
Auffallend war dabei die extreme Langlebigkeit und der tolle Reifeverlauf der Weine. Exemplarisch dafür steht der Spitzen-Veltliner aus bis zu 60 Jahre alten Reben von der Riede Hochschopf in Nussdorf, einer spektakulären Terrassenlage mit Löss- und Konglomeratböden, die für das Traisental so typisch sind. Dieser komplexe und vielschichtige Wein, der saftige Opulenz und feinkörnige Mineralik zu einem ebenso fordernden wie vergnüglichen Trinkerlebnis verbindet, ist das Flaggschiff des Hauses. Ursprünglich unter der Bezeichnung „Konglomerat“ vermarktet, trägt er seit dem Jahrgang 2015 den Namen der Riede „Hochschopf“, die mit dem Jahrgang 2019 als Erste Lage der Österreichischen Traditionsweingüter (1.ÖTW) klassifiziert wurde.
Weine für die Langstrecke
Grob gesprochen lässt sich das Fazit der Verkostung so ziehen: Rund 15 Jahre lang präsentiert sich der Wein in geradezu jugendlicher Frische, erst dann kommen deutliche Reifenoten zum tragen. Der Meinung von Tom Dockner, dass man den Weinen durchaus fünf bis zehn Jahre Reifezeit gönnen sollte, ehe man sie trinkt, kann ich mich nur anschließen. Die Wartezeit wird mit einem abgerundeten Trinkerlebnis und wunderbarem Nuancenreichem belohnt. Eine noch jüngere Geschichte im Weingut Tom Dockner schreibt der Riesling, der auf den kalkreichen Böden der hochgelegenen und steilen Hanglage Pletzengraben seine Heimat gefunden hat. Kühle, präzise Mineralik und frische Frucht prägen hier den Wein und der kleine Überblick, den wir uns mit der Verkostung der Jahrgänge 2016, 2017, 2019 und 2021 verschafft haben, zeigt, dass die Reben mit zunehmendem Alter immer vielschichtigere und spannender Weine hervorbringen.
Das etwas andere Traisental
Während Grüner Veltliner und Riesling im Traisental absolut typisch und daher folgerichtig die Traisentaler „DAC-Weine“ sind, gedeihen am Weingut der Dockners auch rarere aber umso schönere Blüten. Den Traminer pflanzte Toms Vater Gerhard aus, weil ihm die Traminer aus der Klöcher Gegend so imponiert haben und siehe da: Die Sorte kommt mit den Konglomeratböden des Traisentals bestens zurecht und bringt vollmundige aber durchaus auch frische Weine, die gleichzeitig typische, feinfruchtige Traminer aber auch echte Traisentaler sind. Verkostet wurden die Jahrgänge 2021, der mit deutlich mehr Säure aufwartete als bisher gewohnt und damit wohl eine neue Ära einläutet, die erstaunlich frischen und präsenten 2017 und 2012 sowie der 2007er, der aus der MAGNUM-Flasche eingeschenkt, immer noch großes Trinkvergnügen bereitet. Eine Spielwiese des Winzers ist der Pinot Noir, eine Diva im Weingarten und gerade deshalb eine Herausforderung für den Winzer. Durch die dünnen Beerenhäute sind die Trauben sehr empfindlich bei Fäulnis, auf der sonnigen und dem Wind ausgesetzten Riede Hochschopf findet die Sorte aber ideale Bedingungen vor. Der 2019er – super aber noch zu jung – und der 2013er – in perfekter Trinkverfassung –, zeigten mit ihrer Finesse und Eleganz eine burgundische Stilistik und haben gleichzeitig das Rückgrat für viele schöne Reifejahre.
Auf dem Weg zu „bio“
Eine nachhaltige Bewirtschaftung seiner Weingärten ist Tom Dockner seit Jahren ein großes Anliegen. Zwischen den Rebzeilen wächst eine speziell zusammengesetzte Kräutermischung als Heimat für viele Nützlinge, die Rebzeilen sind dauerbegrünt. Mit händischer Laubarbeit und Lese werden die Rebstöcke besonders schonend behandelt und durch Kompost-Zugaben ist ein ständiger Humus-Aufbau in den Weingärten im Gange. Darum war es für Dockner nur der logische, nächste Schritt, heuer den Vertrag für die Umstellung auf biologische-Bewirtschaftung zu unterschreiben, denn: „So, wie wir schon seit langem arbeiten, ist das für uns keine große Umstellung mehr!“