Klaus Egles Weine der Woche: Buntes vom Weingut Pittnauer

Man kann das trinken, was man kennt und gewohnt ist. Man kann aber auch Weine von Gerhard und Brigitte Pittnauer aus Gols trinken, die das genaue Gegenteil davon sind. Für Neugierige heißt das: Vorhang auf für unkonventionellen Trinkspaß.

Ein Blick auf’s Etikett sagt, so eine alte Degustatorenweisheit, mehr als 1.000 Jahre Verkostungserfahrung. Ein Blick auf ein Weinetikett aus dem Hause Pittnauer sagt, dass hier Unerwartetes und, sage ich, manchmal geradezu Unerhörtes ins Glas kommt. Zu mir ins Büro kam dieser Dreierpack gerade richtig zum Beginn der Fastenzeit. Die Verkostung musste als etwas warten, weshalb der „Glühwein“ womöglich nicht perfekt zur Saison passt. Allerdings, angesichts der aktuellen Wetterprognosen und des nachhaltigen Lockdowns, die absolut richtige Wahl!

Less ist more

Beste Golser Lagen wie Altenberg, Ungerberg, Salzberg und Rosenberg bilden das solide Fundament für das Weinschaffen der Pittnauers. Großteils wachsen dort Rotweintrauben, wobei der Blaufränkisch der Star des Ensembles ist, St. Laurent und Pinot Noir aber ebenso im Fokus stehen. Bewirtschaftet werden die Weingärten seit Jahren biodynamisch und in Sachen Weinbereitung haben sich Gerhard und Brigitte Pittnauer von althergebrachten Weintraditionen nach und nach verabschiedet. Mit großer Kreativität und Inspiration bringen sie immer wieder neue, spannende Weine und tun sich dabei frei nach dem Motto „less is more“ ganz einfach keinen Zwang an.

Pitt nat blanc 2019

Feiner Duft nach gelben Äpfeln, Mandarinen, Zitusnoten fruchtsüß, am Gamen staubtrocken, fein, mineralisch, lebendig, legt sich toll am Gaumen, sehr präsent, kräftige Perlage, frisch und fröhlich aber keinesweg ein beliebiges Kohensäure-Wasserl mit Weingeschmack, sondern ein lässiges Getränk für den Sommer, die Terrasse oder die Wüste!

„Himmelhoch“ Rosé bitter, Brut nature 2015, Sekt, Flaschengärung

Feine Waldbeerfrucht, kleine Erdbeeren, Weichseln, auch etwas Cassis, wild und verwegen, Rumtopf am Gaumen mit rasanter Perlage, ein echter „junger Wilder“, könnte auch fast als Campari durchgehen, zur Speckjause ein rasanter Begleiter…

„Warm up“ Glühwein rosé á la Pittis

Weinig, unterstützt von Kardamom, Gewürznelken, Sternanis, am Gaumen weich, rund, harmonisch, lebendiges Spiel von Bitteraromen und traubiger Frucht(süße); füllt den Gaumen schön aus und bleibt lange präsent – ein intelligenter und genussvoller Beitrag zu einem Thema, das sonst eher stiefmütterlich behandelt wird, von einfallslos bis barbarisch!