Klaus Egles Wein(-gut) der Woche: Leithakalk Wine Estate

Leithakalk Wine Estate ist eigentlich kein Weingut im klassischen Sinn, sondern vielmehr eine in Flaschen gefüllte Vision von der Einzigartigkeit der Weinlagen am Leithaberg. Foto: Rene Strasser, Leithakalk Wine Estate

Man müsste. Man könnte. Man sollte. Kennen wir doch alle oder? Winzer Klaus Wimmer und die „Weinmenschen“ Michael Zügler, Uwe Sagmeister, Wick de Geus (Wicks Fine Wine), Matthias König (Berggasthof König – Wirtshausführer Wirt 2020) und Hannes Mossauer haben es einfach getan. Im Wissen, dass der Leithaberg eine ganz besondere Wein-Herkunft ist, gründeten sie im Jahr 2016 „Leithakalk Wine Estate“. Quasi eine Interessens- und Arbeitsgemeinschaft mit dem Motto: „Gemeinsam arbeiten, gemeinsam Spaß haben, gemeinsam Träume leben!“

Selektion und Optimierung

Der Ansatz ist neu, jung, anders – der Name deutet es schon an. Normalerweise ist da ein Weingut, Erbe der Vorväter, aus dem man dann mehr oder weniger macht. Oder es gleich bleiben lässt, weil kein Interesse. Hier gibt es eine Idee, ein Konzept und den Willen zur Optimierung. Gerade einmal vier (von 25 möglichen) Hektar Rebflächen in besten Lagen am Leithaberg wie Katterstein, Glaggsatz, Fölligberg, Setzen oder Tatschler werden für die Weine mit dem Wildsau-Logo herangezogen. Das ist übrigens eine Anspielung auf die Wildschweine am Leithaberg, denen die reifen Trauben von Chardonnay, Blaufränkisch & Co. ebenfalls hervorragend munden. Die Erträge sind gering, die Trauben werden streng selektiert, was nicht passt, geht in den Verkauf.

Leithakalk im Glas

Das „Vorspiel“ im Sortiment stellen die beiden fröhlichen Party-Weine „Lady K“ Rosé und „Lord K“ in weiß, zwei Weine, bei denen man ganz sicher nicht den Kalk rieseln hört und denen ihre Erschaffer das Attribut „Just for fun“ mit auf den Weg geben. „Just drink it“ lautet die Devise für die nächste Stufe der Leithakalk-Weine „Just Leithakalk“ in weiß und rot. Das ist durchaus Understatement, denn diese beiden sind ebenso wie die noch komplexeren Zwillinge der Linie „Leithakalk Hills“ eben nicht einfach Trinkweine, die sich gleich jeder/m an den Hals werfen, sondern akkurater Ausdruck des kalkreichen Terroirs am Leithaberg. Mineralisch, würzig und fordernd, ist das Trinkvergnügen dabei jedoch keinesfalls an letzter Stelle zu nennen.

Den Wein zum Essen trinken

Das wär’s eigentlich. Aber die Herren sind ehrgeizig oder andersrum gesagt: Gewisse Selektionen und Fässer zwingen zu eigenen Wein-Kreationen, streng limitiert, das können auch einmal nur 800 Flaschen sein. Die kommen in die Linien „Ever“ und „Black Edition“. Weine, mit denen nicht zu spaßen ist, ja mancher würde in seiner Jugendlichkeit sogar durchaus als harte Sau durchgehen… da heißt es geduldig sein, die Dekantierkaraffe bei der Hand haben und so wie früher bei Brunello & Co. gang und gäbe, auch einmal den Wein über Nacht da drinnen lassen. Großkaliber wie der Blaufränkisch Black Edition 2016 sind dann zwar noch immer keine Kandidaten für den Streichelzoo, bieten aber anspruchsvollen Trinkgenuss auf hohem Niveau. Und überdies, um Michael Broadbent zu zitieren, der diesen Satz vor vielen Jahren bei einer legendären Bordeaux-Verkostung in Wien aussprach: „Sie sollten diese Weine immer zum Essen trinken!“

Kontakt: www.leithakalk.at