Rudi Schwarzböck war einer der ersten, die im südlichen Weinviertel mit Rotweinen aufgezeigt haben – und der Zweigelt Reserve Stammersdorfer Ried Proschen 2017 zeigt, dass er auch zu den Besten gehört.
Um der Wahrheit die Ehre zu geben, muss man anmerken, dass die Ried Proschen am Bisamberg liegt und als Stammersdorfer Lage zum Weinbaugebiet Wien gehört. Das braucht den Weintrinker allerdings nicht wirklich kümmern, zumal Hagenbrunn ja ebenfalls am Bisamberg liegt und der nächste Weinort von der Wiener Stadtgrenze ist und überhaupt: Bis zur Eingemeindung war ja ganz Floridsdorf niederösterreichisch und Stammersdorf und Hagenbrunn sowieso. Relevanter als diese geschichtlichen Betrachtungen und dieser Exkurs der Spitzfindigkeiten ist die Tatsache, dass die Ried Proschen ein sonnenbeschienener Osthang mit den hier typischen, tiefgründigen, sandigen Lehmböden ist. Ideale Voraussetzungen also für Rotweintrauben und ein Heimspiel für Rudi Schwarzböck, der im Weinbau seit jeher beidbeinig unterwegs war und immer wieder auch mit Rotweinen punkten kann.
Trinkfreude für viele Jahre
Die Zweigelt Reserve vom warmen Jahrgang 2017 bringt diese Wärme schon im Duft zum Ausdruck und betört mit einer Aromenfülle von gedörrten Zwetschken, dunklen Kirschen und Rumtopf bis zu dezenten Kaffeenoten und dem zarten Kuss des französischen Holzes, in dem er 18 Monate ausgebaut wurde, in Form von warmen Rösttönen. Am Gaumen präsentiert er sich vollmundig und stoffig mit einer kräftigen Statur von spürbarem aber absolut reifem Gerbstoff, zeigt eine tolle Präsenz mit Aromen von Edelhölzern und Leder und hinterlässt einen wahren Kometenschweif an Gewürznoten von schwarzem Pfeffer bis Kreuzkümmel. Ein Wein, der erst am Anfang seiner Entwicklung steht aber jetzt bereits große Trinkfreude bereitet.
Bewertung: 18/20 Punkten