Klaus Egles Wein der Woche: Tradition Heritage Cuvée 3 Jahre, Weingut Schloss Gobelsburg

Der Tradition Heritage Cuvée 3 Jahre „Edition 852“ vom Weingut Schloss Gobelsburg ist ein gelungenes Beispiel für die Symbiose aus einer guten Geschichte und einem tollen Produkt.

Die einen finden: Ein gutes Marketing ist alles. Die anderen sagen: Ein Top-Produkt garantiert den Erfolgt. Warum dann nicht das eine tun und das andere nicht lassen? Genau das haben Michael Moosbrugger und sein Team gemacht – und das Ergebnis kann sich schmecken lassen. Begonnen hat alles mit dem 850-Jahr-Jubiläum des Weinguts Schloss Gobelsburg im Jahr 2021. Zu diesem Anlass wurde die Weinlinie „Tradition“ kreiert, eine Referenz an die Weinbereitungs-Philosophie des 19. Jahrhunderts. Damals war die Rede davon, einen Wein zu schulen, französisch élevage, was bedeutete, dass er mehrmals von einem Fass zum anderen umgezogen wurde. Dabei konnte der Wein atmen und sich in Ruhe entwickeln. War der Kellermeister der Überzeugung, dass der Wein seine optimale Reife erreicht hatte, wurde er zum Verkauf und Genuss freigegeben. 

Schulung ohne Drill

Analog dazu schreibt man sich im Weingut Schloss Gobelsburg die Maxime auf die Fahnen: Die große Kunst in der Weinbereitung ist es, nichts zu tun. Klingt gut, ist aber auch ein bisschen Understatement, denn natürlich geschieht etwas im Keller aber dabei wird dem Wein nichts zugesetzt und nicht weggenommen. Die Trauben werden mit einer Korbpresse so sanft wie mit der traditionellen Baumpresse gepresst, ohne Sedimentierung (Absetzen von Trubstoffen) in ein Manhartsberger Eichenfass mit 2.500 Litern eingefüllt und ohne Kühlung spontan vergoren. Nach der Gärung werden die Fässer alle drei bis fünf Monate abgestochen, um den Wein ‚atmen‘ zu lassen und gleichzeitig von Hefe und Sedimenten abzutrennen. Diese „Schulung“ dauert an die zwei Jahre, dann wird der Wein in Flaschen gefüllt.

Ein erlesenes Trinkvergnügen

Den Vorteil dieser Produktionsweise zeigt der Tradition Heritage Cuvée 3 Jahre Edition 852 schon beim ersten Hineinriechen und -schmecken, er präsentiert sich nämlich bereits in perfekter Trinkverfassung. Kein Wunder, setzt sich diese ungewöhnliche Komposition von Grünem Veltliner (87 Prozent) und Riesling (13 %) doch aus Anteilen der Jahrgänge 2020, 2018 und 2017 zusammen. Also dann, rein ins Vergnügen: In der Nase einerseits eine Aromatik von leicht angetoastetem Weißbrot, etwas Karamell und Bourbon-Vanille aber auch fruchtige Komponenten mit Weingartenpfirsich, gelben Äpfeln und reifen Zitrusnoten. Am Gaumen dann eine samtig-cremige Textur, dichter Fruchtkörper mit saftiger, gelber Frucht straff mit dosierter Mineralik und angenehmer Säure. Geht am Gaumen immer mehr auf und klingt noch lange nach. Ein erlesenes Trinkvergnügen. Und: Es gab schon langweiligere Geschichte-Stunden.

Bewertung: 19/20 Punkten