Klaus Egles Wein der Woche: St. Laurent Haidegrund 2009 Schloss Gobelsburg

Bekannt und geradezu berühmt ist das Weingut Schloss Gobelsburg vor allem für seine Weißweine. Doch der traditionsreiche Betrieb hat auch eine rote Seite, die es in sich hat.

Das Weingut Schloss Gobelsburg ist eine der Wiegen des österreichischen Weinbaus. Bereits im Jahr 1171 erhielten die Mönche des (übrigens durch den Kamp elegant mit Gobelsburg verbundenen!) Stifts Zwettl erste Weingärten am Heiligenstein und Gaisberg. Im Jahr 1740 wurde das Schloss Gobelsburg gekauft, das dann ab 1786 der Betriebssitz des Weinguts wurde. Berühmtheit erlangte der Betrieb in den sechziger und siebziger Jahren des vorigen Jahrhundert. Der kundige Abt Betrand Baumann, brachte das Weingut zur Blüte und machte den „Gobelsburger Messwein“ zu einer bekannten und geschätzten Marke. Nach einer qualitativen Atempause übernahmen im Jahr 1996 Michael und Eva Mossbrugger gemeinsam mit Willi und Edwige Bründlmayer den Betrieb und führten ihn zur heutigen Größe und Bekanntheit.

Ein guter Boden für Rotwein

Letztere verdankt man vor allem den Weißweinen, allen voran Riesling und Grünem Veltliner von Paradelagen wie Heiligenstein, Lamm und Grub. Daneben werden aber von Michael Moosbrugger seit vielen Jahren auch mit Verve und Beharrlichkeit Rotweine gekeltert, die qualitativ keineswegs hinter den weißen zurückstehen. Die Grundlage dafür bilden die Weinrieden auf der Gobelsburger Haide mit ihren steinigen, wärmespeichernden Böden und eine gute Durchlüftung durch die exponierte Lage. Die Klimaerwärmung spielt den Bemühungen Moosbruggers wohl noch in die Hand. Doch darf man nicht vergessen, dass man sich hier nach wie vor in einer Randlage des Weinbaus befindet – und des Rotweinbaus überhaupt.

Struktur und Charme

Gerade diese Spannung zwischen vollreifen Trauben und dem kühlen Klimaeinfluss des Kamptals macht den besonderen Reiz des St. Laurent Haidegrund aus dem großen Rotweinjahr 2009 aus. Vollmundig und stoffig einerseits aber mit einer fein ziselierten Gerbstoffstruktur und animierenden Säure andererseits ist er mit seinem dunkelbeerigen, delikaten Duft schon in der Nase reizvoll. Am Gaumen dann ein ebenso fordernder wie trinkvergnüglicher Rotwein mit Statur und viel Finesse, der eher an einen Bordeaux vom rechten Ufer (St. Emilion, Pomerol) als an einen Burgunder erinnert.

Bewertung: 18/20 Punkten

Fazit: Ein ebenso kraftvoller wie leichtfüßiger Rotwein, der vom ersten bis zum letzten Schluck Freude macht.