Mit dem Sauvignon Blanc Ried Lamberg 2018 beweist Schilcher-Spezialist Christian Reiterer, dass auch in der Weststeiermark Weißweine von großem Format gekeltert werden können.
Bevor ich über diesen Wein berichte, muss ich anmerken, dass wir mit unserer Agentur Merkenswert das Weingut Christian Reiterer seit Jahren in der gesamten Kommunikation betreuen. Es liegt also, wie man so schön sagt, ein wirtschaftliches Naheverhältnis vor. Gerade das hat es mir freilich auch ermöglicht, diesen Wein quasi seit der Traubensaft aus der Presse geflossen ist, besonders engmaschig zu verfolgen. Immer wieder haben wir Tank und dann Faßproben gekostet, die verschiedenen Stadien seiner Entwicklung diskutiert, überlegt, wann er in die Flasche gefüllt werden soll und auch wie diese aussehen soll. Schrauber oder Naturkork, Ettikettengestaltung, Verpackung…
Das besondere Interesse für diesen Wein hatte einen guten Grund. Denn dass in der Weststeiermark hervorragende Schilcher wachsen, ist keine Frage und gerade Christian Reiterer hat mit seinen prickelnden Weinen ein Feld auf getan, auf dem der Blaue Wildbacher ganz besonders prosperierende Wurzeln schlägt. Frucht und Säure prädestinieren die Rebsorte geradezu für Frizzante, Sekt & Co. Auch fruchtig-frische Weißweine traut man den Weststeirern ohne weiteres zu; die Nähe zur Koralpe schafft hier ein spezielles Reizklima – südliche Wärme trifft auf alpine Frische und das gibt den Weinen Leichtigkeit, eine knackige Säure und lebendige Frucht. Die Frage, die sich Christian Reiterer bei diesem Wein stellte war: Geht noch mehr?
Der Lamberg – ein guter Boden
Grundlage für diesen Wein bilden alte Sauvignon Reben, die ab 1978 am Lamberg, Reiterers Hausberg gepflanzt wurden, wo die Geschichte des Weinguts begann. Im oberen, nördlichsten Teil dieser großen Riede stehen die Reben auf schweren, tiefgründigen Böden, wobei – ähnlich wie am Pössnitzberg in der Südsteiermark – Opok-Böden vorherrschen. Ausgerichtet ist die Riede nach Süd- und Südwest, Traubenreife ist also kein Problem und durch die Fallwinde, die hier von oben nach unten durchziehen, gibt es auch kaum Fäulnisdruck. Geerntet wurden die Trauben in voller Reife, nach der Vergärung reifte der Wein 18 Monate im großen Eichholzfass, ehe er im Mai 2020 auf die Flasche kam.
Ein wenig Babyspeck, Fruchtsüße und Holzeintrag, die wir bei früheren Verkostungen konstatiert haben, hat er inzwischen völlig abgelegt. Statt dessen dominiert kühle Mineralik, straffe Linienführung und eine aparte Salzigkeit, die von ganz zarten Bitternoten noch unterstützt wird. Vordergründig-laute Sauvignon-Frucht sucht man derzeit vergeblich, feine Würze mit einem Hauch von schwarzen Ribiseln treffen an ihre Stelle. Der Wein ist kompakt und fokussiert, ein Trinkvergnügen mit Tiefgang und Ausdauer, wenn auch noch immer sehr jugendlich. Eine Stunde in der Dekantierkaraffe und ein bauchiges Zalto-Burgunderglas wirken jedenfalls wahre Wunder.
Bewertung: 18 Punkte + Potenzial
Fazit: Die Frage nach großem Sauvignon Blanc aus der Weststeiermark kann eindeutig mit „Ja“ beantwortet werden.