Klaus Egles Wein der Woche: Rotgipfler Ried Rosenberg 2021, Weingut Alphart

Der Rotgipfler Ried Rosenberg 2021 vom Weingut Alphart in Traiskirchen setzt neue Qualitäts-Maßstäbe für diese rare Rebsorte, die fast ausschließlich in der Thermenregion südlich von Wien zu Hause ist.

Keine Sorge: Das Rotgipfler-Alphabet beginnt nach wie vor mit „A“ wie Alphart. Aber dass ausgerechnet Florian und Karl Alphart selbst ihren viele Jahre unumstrittenen König in der Gestalt des „Rotgipfler Rodauner Top Selektion“ mit einem neuen Wein vom Thron stoßen würden, das ist schon ein starkes Stück. Um genau zu sein: Ein Meisterstück! So etwas fällt klarerweise nicht vom Himmel, sondern bedarf einer strategischen Vorbereitung von langer Hand. Es ist schon etliche Jahre her, als mir Karl Alphart einmal erzählt hat, dass er in einer extremen Lage Rotgipfler- und Pinot-Noir-Reben ausgepflanzt hat: der Pfaffstättner Ried Rosenberg. Die ist die höchstgelegene von Pfaffstätten und befindet sich unmittelbar unter dem Waldrand zu Füßen des Pfaffstättner Kogels. Hier sind die Böden extrem karg, nur eine dünne Humusschicht bedeckt das von den Kalkablagerungen des Urmeers geprägte Ausgangsgestein. Dazu kommt die Kühle der Lage, bedingt durch den angrenzenden Wald und den 550 Meter hohen Pfaffstättner Kogel, der frische Fallwinde herabschickt. Ideale Bedingungen also für feine, elegante Weine mit kühler Anmutung, tiefgründiger Mineralität und straffer Struktur. So dachte sich das der Karl Alphart und so kam es auch.

Finesse statt Super-Power

Während der Pinot Noir für den feinen Winzersekt gedacht war, entstand aus den Rotgipfler-Trauben der neue Flaggschiff-Wein des Hauses, eben der Rotgipfler Ried Rosenberg 2021. Der ist nicht nur von der speziellen Lage geprägt, sondern trägt auch die Handschrift von Florian Alphart, sprich: statt Super-Power regiert jetzt noch mehr die Finesse. Tatsächlich ist es eine diffizile Angelegenheit, ein Ranking zwischen dem Platzhirsch Rotgipfler Ried Rodauner Top-Selektion und dem „Neuen“ zur treffen. Hier muss wohl jede(r) für sich selbst entscheiden, welcher Wein die Nase vorn hat und ich erlaube mir hier nur einen einzigen Hinweis zu geben: Weniger kann manchmal auch mehr sein – aber das ist gar nicht so leicht zu verstehen.

Die Herkunft im Vordergrund

Tatsächlich spiegelt dieser Wein nicht zuvorderst seine Rebsorte wider, sondern seine Herkunft – und das macht ihn noch unverwechselbarer. In der Nase helle Frucht, „weißes Licht“ hätte der legendäre Weinpfarrer Hans Denk vielleicht gesagt, weißer Pfeffer, Minze, weiße Ribiseln, unglaublich straff und kompakt aber auch saftig, mit einem dichten Fruchtkörper, kalkig, mineralisch, frisch, mit einem Hauch Zitrus und endlos Druck am Gaumen. Vollendete Harmonie bei höchster Spannung und bereits in diesem jugendlichen Stadium ein unglaubliches Trinkvergnügen. Der Wein ist mit einem Ab-Hof-Preis von 70 Euro sicher nicht billig – und doch irgendwie ein Geschenk.

Bewertung: 20/20 Punkten

Die Riedenkarte von Pfaffstätten mit der Riede Rosenberg – Quelle: ÖWM, Riedenkarten.at