In einer sich immer schneller verändernden Weinszene gibt es auch fixe Größen wie den Rotgipfler Ried Rodauner Top Selektion 2019 vom Weingut Karl Alphart in Traiskirchen.
„Etiketten-Trinker“ ist und (W)Eingeweihten eher so etwas wie ein Schimpfwort. Wer sich nicht wirklich auskennt, orientiert sich eben an bekannten Namen und Lagen. Das hat Vor- und Nachteile. Einerseits entdeckt man nicht viel Neues, andererseits erlebt man auch keine bösen Überraschungen. Im besten Fall, und der liegt hier vor, überrascht einen aber ein Wein, den man bereits gut kennt, immer wieder auf’s Neue. Darum muss ich sagen: Beim Rotgipfler Ried Rodauner Top Selektion 2019 vom Weingut Karl Alphart in Traiskirchen bin ich gerne Etiketten-Trinker!
Unglaubliche Trinkfreude
Dieser Wein begleitet mich schon sehr lange und abgesehen von all den – absolut berechtigten – Lobeshymnen, die ich auf ihn singen könnte, ist das Wichtigste: Er bereitet mir jedes Mal eine unglaubliche Trinkfreude! Die ist schon in seiner Jugend uneingeschränkt vorhanden, was all zu oft dazu führt, dass er seine Qualitäten als Langstreckenläufer erst gar nicht unter Beweis stellen kann. Und dass er die hat wird sicher jeder gern bestätigen, der einmal das Glück hatte, reifere Jahrgänge von diesem Ausnahmewein zu kosten, der wohl als bester Rotgipfler der Welt gelten darf. Die Trauben stammen von der Riede Rodauner, die sich über dem so genannten „Busserl-Tunnel“ der Südbahn erstreckt und die der Sorte mit ihren kalkreichen, gut wasserspeichernden Böden und ihrer perfekten Hanglage beste Voraussetzungen bietet. Bis zu 50 Jahre sind die Rebstöcke der Alpharts hier alt und die Trauben erreichen bei geringen Erträgen praktisch jedes Jahr eine optimale Reife.
Bouteillen sind zu klein
Im Keller „streicheln“ Florian und Karl Alphart den Wein teils im großen Holzfass, teils im Barrique mit langer Hefelagerung zur Vollendung. Das Ergebnis kann sich schmecken lassen: Saftige, gelbe Frucht im Duft mit exotischen Anklängen von Ananas über rosa Grapefruit bis zu Maracuja, auch würzige Noten von weißem Pfeffer und Kardamom sind dabei. Am Gaumen dann stoffig, dicht, komplex und mit viel Druck, fruchtsüß im schönen Spiel mit der reifen Säure, aber auch mit kalkiger Mineralität, die ihm die nötige Spannung verleiht. Bleibt länger am Gaumen als im Glas. Diesen Wein gibt es im Online-Shop nur noch in MAGNUM-Flaschen (die Bouteillen sind sowieso zu klein) und der 2020er steht ihm um nichts nach.
Bewertung: 19/20 Punkten