Eigentlich ist Muskat Ottonel hierzulande ja nahezu unverkäuflich. Aber wenn man so wie die Brüder Pesau aus Falkenstein einen wunderbaren Pét Nat daraus macht, dann ist der ganz schnell weg.
Wer so schick daherkommt, wie dieser Pét Nat, zieht natürlich erst einmal alle Blicke auf sich. Doch nur bei genauem Studium des dezenten Rückenetiketts, erfährt man, dass es sich hier um ein Produkt aus der Innovations-Werkstatt der Brüder Pesau in Falkenstein handelt. Die beweisen damit einmal mehr, dass eine 400jährige Familientradition frischen Ideen keineswegs im Wege steht. Vielmehr ist sie eine gesunde und solide Basis dafür, Neues auszuprobieren. Dabei ist dieses Neue im Grunde genommen ein Rückgriff auf die Urform dessen, was wir heute als Sekt, Champagner & Co. kennen, also in der Flasche vergorene Schaumweine.
Die Urform des Schaumweins
Für Pét-Nat-Neulinge: Das ist die Abkürzung für Pétillant Naturel, und das heißt „natürlich prickelnd“. Bei dieser Art der Versektung wird der noch gärende Most in Flaschen gefüllt und verschlossen. So kann die bei der Gärung entstehende Kohlensäure nicht entweichen und verleiht dem Wein sein Prickeln. Im Gegensatz dazu wird beim Sekt erst der Grundwein vergoren, dann erfolgt die zweite (Kohlensäure-)gärung in der Flasche. Schließlich wird die überschüssige Hefe entfernt und der komplett durchgegorene Rebensaft mit Süßwein oder einer Zuckerlösung „dosiert“, also eingestellt, wie süß oder trocken das fertige Produkt ist. Beim Pét Nat bleibt Hefe drin, darum ist er leicht trüb und wenn man eine Flasche öffnet, ist immer ein gewisses Überraschungsmoment dabei – was für zusätzliches Prickeln sorgt.
Schwebend am Gaumen
Im Falle des Pét Nat 2021 vom Weingut Pesau war diese Überraschung eine absolut gelungene, denn der Inhalt steht der aufwändigen Flaschen-Aufmachung qualitativ um nichts nach. Saftig und einladend im Duft mit Aromen von Limetten bis Holunderblüten und einem kräftigen, besonders feinperligen Mousseux, schwebt er geradezu über den Gaumen. Zart, elegant und feingliedrig, frisch und fruchtig aber auch mit schöner Präsenz und einem langen, weinigen Nachklang. Der einzige Wermutstropfen: Der Jahrgang 2021 ist bereits ausverkauft – aber auf den Nachfolger darf man sich echt schon freuen!
Bewertung: 18/20 Punkten