Klaus Egles Wein der Woche: Neusiedlersee DAC Reserve Zweigelt 2020 Ried Römerstein, Weingut Egermann

Der junge Alexander Egermann aus Illmitz hat zuletzt bei einigen Verkostungen ganz schön aufgezeigt, was umso bemerkenswerter ist, als er bei seinem Flaggschiff-Wein auf die Sorte Zweigelt setzt.

Der findet im Seewinkel zwar optimale Bedingungen vor, oder wie der junge Winzer die Ausgangslage kurz und prägnant zusammenfasst „Viel Sonne – wenig Wasser“, gerät dafür aber gerne einmal üppig und alkohollastig, was auf den Zweigelt „Römerstein“ beides nicht zutrifft. Denn Alexaner Egermann hat erkannt, dass der Weg zu noch besseren Weinen nicht über das „mehr“ führt, also mehr Traubenreife, mehr Holz, mehr Maischestandzeit oder eine längere Ausbauphase. Vielmehr zeichnen sich seine Weine durch Spannung, Finesse und Balance aus, was dem Trinkvergnügen absolut zuträglich ist. Die holt er einerseits aus den Sand-, Schotter- und Schwarzerdeböden im Seewinkel, die speziell in der Nähe der Lacken und des Neusiedlersees eine gewisse Salzigkeit und Mineralität einbringen. Andererseits rückt er seinen Weinen im Keller nicht mit all zuviel Technik zu Leibe, lässt den Wein Wein sein, und gibt ihm ohne Stress die Zeit, die er braucht um seine individuelle Harmonie zu finden.

Dekantieren empfohlen

Das Ergebnis ist dann ein Wein wie der Neusiedlersee DAC Reserve Zweigelt 2020 Ried Römerstein. Mit tiefdunkler Farbe und fast schwarzem Kern ruht er im Glas, entfaltet dann nach und nach Aromen von Brombeeren und Heidelbeeren, Gewürzen wie Szechuanpfeffer und Kreuzkümmel, fleischig nach Dry-Aged-Beef, umrahmt von etwas Holzkohlenrauch und zarten Röstnoten. Am Gaumen zeigt er dann einen straffen Fruchtkörper mit reifer Säure und feinkörnigem Gerbstoff und präsentiert sich insgesamt sehr ausgewogen und trinkanimierend. Im Glas braucht er etwas Zeit, ist ja auch noch ein Jugendlicher. Dekantieren hilft auf jeden Fall, denn der Wein wird mit Luft immer besser und war uns schließlich ein würdiger Begleiter zu einer schönen Beiriedschnitte von der „Alten Kuh“.

Bewertung 18/20 Punkten