Klaus Egles Wein der Woche: Kolfok 2017 Welschriesling „Nolens Volens“

Dass der Kolfok 2017 „Nolens Volens“ unfiltriert von Stefan Wellanschitz ein Welschriesling ist, tut nicht nur wenig zur Sache, sondern ist geradezu irreführend.

Man muss der Familie Wellanschitz zugute halten, dass sie in den vergangenen Jahrzehnten einen verdammt guten Job gemacht haben – ihre Rotweine und insbesondere die Blaufränkischen zählen seit langem zum Besten, das im Mittelburgenland wächst und das nicht nur wegen perfekter Machart, sondern weil sie dieses spezielle Terroir perfekt widerspiegeln. Hier als Junger in die Fußstapfen der gar nicht so Alten treten zu müssen ist ungefähr so, wie wenn man als Sohn von Toni Innauer Skispringer werden will… Und weil es da nicht viel besser zu machen gibt, hat Stefan Wellanschitz beschlossen, es ganz einfach anders zu machen.

Ein Wein vom Rand

Um den Kolkfok Welschriesling zu verstehen, muss man wissen, dass im Mittelburgenland bis in die 80iger Jahre rund die Hälfte der Rebstöcke Weißweinsorten waren. Im Zuge des Trends zum Rotwein und der Idee, aus dem Mittelburgenland das „Blaufränkischland“ zu machen, wurde aus den Weißweinreben mehr und mehr eine Randerscheinung. Und genau zu diesem Rand wanderte der Blick von Stefan Wellanschitz, als er beschloss, einen Welschriesling zu keltern, der wenig mit der Sorte aber viel mit den Böden und dem Klima des Mittelburgenlandes zu tun hat. Was er mit den Trauben gemacht hat, muss man gar nicht unbedingt wissen, viel war es jedenfalls nicht. „Minimalinvasiver Weinbau“ nennen das diese junge Burschen, wenn sie zwei Vierterln getrunken haben und gut aufgelegt sind. Sie wollen den Wein in seiner Entwicklung nicht stören, sagen sie und um mit Karl Ploberger, dem Vor-Gärtner der Nation zu sprechen, könnte man auch sagen: Weinbau für intelligente Faule!

Was für ein Welschriesling!

Das Ergebnis ist am Anfang unerwartet (speziell wenn man ein Bild von Welschriesling abgespeichert hat), puristisch, fordernd und allein schon auf Grund der limitierten Auflage von gerade einmal 3.697 Bouteillen immer ein rares Erlebnis. Hier meine Notizen: Kühl, herb und mineralisch in der Nase, intensive Kräuterwürze mit hellen, animierenden Zitrustönen und dezenter, reifer Obstnote im Hintergrund. Sehr vielschichtig in der Nase – was für ein Welschriesling! Am Gaumen schlank und mineralisch mit knackiger, hell aufperlender Säure, die dem Wein, der im Duft eher kräftig wirkt, am Gaumen eine springlebendige Leichtigkeit verleiht. Die Präsenz am Gaumen ist beachtlich, im Abgang meldet er sich aber erst nach einer kleinen Kunstpause wieder zur Stelle.

Bewertung: 17/20

Fazit: Ein überraschender, in jeder Hinsicht erfrischender Welschriesling für Terroir-Weintrinker.