Klaus Egles Wein der Woche: Embrizzo, Weingut Graf Hardegg

Genau genommen ist der Embrizzo vom Weingut Graf Hardegg kein Wein – eine wohlschmeckende alkoholfreie Alternative mit eigenständigem Charakter ist er aber allemal.

Alkoholfreier Wein ist zweifellos ein Thema. Viele Menschen suchen Alternativen zu Wein und anderen alkoholischen Getränken, wollen aber dabei nicht auf den Genussfaktor verzichten. Allerdings sind die Ergebnisse der meisten Versuche, entalkoholisierten Wein herzustellen– no, na – nicht gerade berauschend. Das liegt nicht so sehr an der mangelnden Qualität der Ausgangsweine, sondern vielmehr an der Methode: Häufig wird dafür die sogenannte Vakuumdestillation angewendet: Dabei wird der Alkohol durch ein Vakuum aus dem Wein entfernt, das es ermöglicht, den Siedepunkt des Alkohols herabzusetzen. Dadurch kann der Alkohol bei niedrigen Temperaturen verdampfen, ohne dabei die Aromen und Geschmacksstoffe zu zerstören. Andere Verfahren sind die Umkehrosmose oder die Spinning Cone Column (Schleuderkegelkolonne). Das Problem dabei: Die Prozesse sind aufwändig und teuer, die Ergebnisse vor allem bei Stillweinen für Weingeniesser:innen meist nicht überzeugend. Schließlich fehlen diesen Weinen trotz allem Geschmacksstoffe. Das wird oft mit zu viel Zucker wieder wettgemacht, was diese Getränke als Speisenbegleiter von vornherein disqualifiziert. 

Eine eigenständige Kreation

Das Weingut Graf Hardegg im Pulkautal ist seit langem als Ideenschmiede bekannt. Stichworte: Der Trendwein „Veltlinsky“, die erstmalige Auspflanzung von Viognier in Österreich oder der nach Portwein-Art verstärkte Süßwein „Forticus“. Dem Trend zu leichten und alkoholfreien Getränken begegnet das Team rund um Maximilian Hardegg und Weingutsleiter Andreas Gruber mit einer eigenständigen Kreation: Beim „Embrizzo“, benannt nach dem lateinischen Namen für die im nördlichen Weinviertel oft vorkommende Goldammer, wurde nicht einfach nur einem Wein Alkohol entzogen, sondern mit Traubenkombucha für das der entalkoholisierte Wein lediglich die Basis bildet, Hibiskus, Hagebutte, Malve, Hopfen und verschiedenen Kräutern ein prickelndes Getränk mit eigenständigem Geschmack und Charakter geschaffen. 

Wie ein feiner Burgunder

Die Nase mit ihren zarten Aromen von Himbeeren, Hagebutten und Walderdbeeren erinnert ein bisschen an besonders feine, klassische Burgunder und dann folgt am Gaumen gleich eine positive Überraschung: Endlich mal nichts „Süßes“ aus der alkoholfreien Abteilung! Stattdessen ein Getränk mit Kern und Biss, mehr mineralisch als fruchtig und mit einem feinen, animierenden Mousseux, das ihm noch einen angenehmen Nachklang verleiht. Damit qualifiziert sich der Embrizzo nicht nur als Aperitif, sondern auch als spannender, universell einsetzbarer Speisenbegleiter von mediterraner Küche bis zum Steak vom Grill.

Bewertung: 16/20 Punkten