Klaus Egles Wein der Woche: 1860 Brut Blanc Grosse Reserve Weingut Potzinger

Ein besonderer Anlass erfordert ein besonderes Getränk. Darum hat Stefan Potzinger für das heurige 160-Jahr-Jubiläum des Weinguts Potzinger schon vor Jahren Vorkehrungen getroffen. Mit dem schönen Ergebnis, dass man heute mit einem 48 Monate in der Flasche gereiften Blanc-de-Blancs Edelsekt auf den runden Geburtstag anstoßen kann.

Im Jahr 1860 übernahm Stefan Potzingers Ururgroßvater Joseph List ein Weingut in Ratsch und legte damit den Grundstein für das Weingut von Stefan und Heidi Potzinger, das heute rund 20 Hektar Rebflächen in Top-Lagen, verteilt über die ganze Südsteiermark bewirtschaftet. Um das 160-Jahr-Jubiläum würdig begehen zu können, brauchte es natürlich etwas Prickelndes und – wenn schon denn schon – etwas Außergewöhnliches. Nachdem sich die Potzingers mit ihren Sekten im aufstrebenden Segment der hochwertigen Winzersekte schon seit Jahren etwa mit dem Brut und Brut Rosé Methode Traditionell Hommage 1860 etabliert und einen Namen gemacht haben, musste man sich schon etwas Besonderes einfallen lassen, um das noch zu toppen.

An der Spitze der Pyramide

Et voilà: Man nehme 100 % Chardonnay-Trauben von besonders kalkreichen Böden und viel Zeit um den Sekt über vier Jahre reifen zu lassen, womit er sich als „Grosse Reserve“ im obersten Segment der heimischen Sekt-Pyramide einordnet. Dazu eine hochwertige Flaschenaufmachung, die allein schon Wertigkeit signalisiert, wenn man die Flasche öffnet, frei nach dem Motto: Das muß ja gut sein! Und so ist es auch. Aber immer schön langsam: Auch im großzügigen Universalglas braucht dieser Sekt ein paar Minuten Luft um sich voll zu entfalten. Zeit, in der ich darüber nachdenke, ob man nicht auch Sekt dekantieren könnte, in einer sehr schlanken Karaffe und nur für kurze Zeit natürlich…

Viel Obst, viel Finesse

Ein bißchen Geduld lohnt sich jedenfalls und dann präsentiert sich der Sekt so: Kühl, mineralisch und feingliedrig im Duft, obstige Noten von weißem Weingartenpfirsich bis frischer Birne mit leicht exotischem Touch von Ananas und Maracuja, sehr frisch und animierend in der Nase. Am Gaumen kräftiges Mousseux, dichter Körper, feine Zitrus- und Biskuitnoten, wird mit Luft vollmundiger mit mehr Obsttönen und einer zarten Süße, die den Gaumen auskleidet, langer, intensiver Nachklang.

Bewertung: 18,5/20

Fazit: Wirkt erstaunlich frisch, außerordentlich elegant und sehr animierend – auch noch für ein paar Jährchen in der Flasche bestens gerüstet.