Josef Zens: Ein Veltliner muss ein Veltliner sein

Nach traditioneller Methode keltert Josef Zens in den tiefen Kellern von Mailberg authentische Weine, die ebenso köstlich wie unaufgeregt daherkommen und schlichtweg großes Trinkvergnügen bereiten.

Redaktion: Klaus Egle, Fotos: Elisabeth Egle

Wirtshausführer-Herausgeber Klaus Egle und Winzer Josef Zens am Weg zum Keller.
Wirtshausführer-Herausgeberin Elisabeth Egle im Dresscode Grün.

Heute bin ich froh, dass ich keine neue Halle gebaut habe, die ich jetzt klimatisieren und heizen müsste.

Wir stehen in einer der drei Kellerröhren in der Mailberger Hundschupfen-Kellergasse, die Josef Zens zu seiner Wirkungsstätte zusammengeschlossen hat. Hier wird gepresst, gereift, gelagert – alles spielt sich im sandigen Lössboden tief unter der Erdoberfläche bei optimalen Bedingungen ab. „Die sandigen Schichten, die man an den Kellerwänden gut erkennen kann, stammen vom Urmeer ’Parathetys‘ und sind vor rund 30 Millionen Jahren entstanden“, erklärt Zens und zeigt zum Beweis auf Versteinerungen von Muscheln und Seesternen an den Wänden. Zens ist ein Traditionalist, arbeitet im Keller wie man es schon immer gemacht hat, gleichzeitig aber mit einer Akribie und Sauberkeit, die ihresgleichen sucht. „Vor zwanzig oder fünfundzwanzig Jahren hatte ich manchmal das Gefühl, ich muss alles ändern, die Produktionsweise und den Weinstil“, sinniert Zens, während wir den idealtypischen, reifen und gelbfruchtigen Grünen Veltliner von der Riede Hundschupfen verkosten, die sich direkt vor der Kellertür erstreckt. „Aber heute bin ich froh, dass ich keine neue Halle gebaut habe, die ich jetzt klimatisieren und heizen müsste, sondern in unsere alten Keller investiert habe, wo sich das Klima von selbst reguliert“.

Wir machen keine extrem kalt vergorenen Weine, die dann nach Eiszuckerl schmecken, bei mir muss ein Veltliner ein Veltliner sein.

Auch in Sachen Weinstil ist sich Zens, der im Betrieb von seinem berufstätigen Sohn Michael unterstützt wird, stets treu geblieben. „Wir machen keine extrem kalt vergorenen Weine, die dann nach Eiszuckerl schmecken, bei mir muss ein Veltliner ein Veltliner sein“, so Zens. Tatsächlich schmecken die Zens-Weine so ehrlich und unverfälscht, wie das wohl früher einmal gewesen sein muss. Nicht super-reduktiv, sondern offen, vielschichtig, zupackend. Gearbeitet wird mit der Hand, in jedem Bereich, von der Lese bis zur Füllung, wobei Zens das eigene Tun auch immer wieder kritisch beobachtet und bewertet, denn: „Es ist eine sehr handwerkliche Produktion, aber das Produkt muss auch wirklich gut sein!“ Um mit der nötigen Liebe zum Detail arbeiten zu können, hat Zens auch nie auf Teufel komm raus expandiert, sondern die Betriebsgröße mit rund sieben Hektar Rebfläche bewusst überschaubar gehalten.

Die Leute müssen spüren, dass Leidenschaft im Spiel ist.

Dafür hat auch alles, das hier durch die Kellertür nach draußen kommt Qualität, denn: „Wir wollen einen guten, authentischen Wein, bei dem die Leute spüren, dass Leidenschaft im Spiel ist und dass wir eine entsprechende Liebe zur Sache haben“. Das ist nicht nur so daher gesagt, man spürt es förmlich bei jedem Schluck Zens-Wein und man merkt Zens, wenn er mit dem Weinheber eine Fassprobe eingießt, auch an, dass es hier um seine „Kinder“ geht, auf die er zu Recht stolz ist. Und wie ein guter Vater, sieht er es auch nicht unbedingt gern, wenn diese Kinder zu früh das Nest verlassen. Darum sind aktuell hauptsächlich die fantastischen 2019er Weine im Angebot, die sich derzeit in Höchstform befinden. Gut Ding braucht eben Weile, darum ist es auch nur folgerichtig, dass Zens keine Weine zu Prämierungen einreicht, die schon im März stattfinden: „Da liegen meine Weine noch auf der Feinhefe und können noch gar nicht richtig beurteilt werden.“ Auf der anderen Seite sind die Zens-Weine dafür echte Langstreckenläufer, wovon wir uns nach einer großartigen Kost-Serie vom Muskateller über die Veltliner und Rieslinge, Weißburgunder und Chardonnay mit zwei Altweinproben vom Weißburgunder und Riesling überzeugen können. Zwei wunderschöne Weine, präsent und trinkfreudig, die zeigen, dass es Josef Zens mit der Qualität immer schon besonders genau genommen hat.


Kostnotizen von Klaus Egle

16/20 Gelber Muskateller 2019 Ried Antlasbergen  € 6,50
Feiner Duft mit exotischen Anklängen von Zitrusfrüchten wie Orangen- oder Mandarinenzesten, Stachelbeere, schöne Reife, saftig, knackig mit fein eingebundener Säure, nicht laut, sondern zurückhaltend und animierend, mit schönem Trinkfluss

16/20 Grüner Veltliner 2019 DAC Mailberger Bündnis, Ried Altenpoint (von 60jährigen Rebstöcken) € 6,30
Reif, würzig, stoffig im Duft, gelbe Äpfel, saftig mit reifer, angenehm-animierender Säure, Würze dominiert, viel Druck am Gaumen und schöne Länge; ein klassischer, sehr typischer Grüner Veltliner, facettenreich und lang; nicht von der Primärfrucht geprägt sondern von Würze und komplexer Aromatik;

18/20 Grüner Veltliner Reserve Ried Hundschupfen 2019 € 8,-
Dunkle Würze, brotige Aromatik, reif, gelbfruchtig, tabakig, rauchig, stoffig, dicht, fokussiert, wieder kräftige, animierende Säure, die ihn sehr kompakt wirken lässt, saftig, sehr mineralisch,  braucht die Säure, sonst wäre er zu mild, geht im Glas schön auf und entwickelt fast burgundische Aromen;

18,5/20 Riesling Reserve 2019 – Ried Hundschupfen € 7,70
Saftige, reife, gelbe Frucht im Duft, traubig, gelbe Äpfel, auch ein bisschen Exotik von Ananas bis Mango, am Gaumen fein gestrickter Fruchtkörper mit ebenso fein ziselierter Säure, straff Finessse aber auch viel Druck am Gaumen und mit herrlicher Länge; noch sehr jugendlich aber mit Riesen-Potenzial; fast salzig am Gaumen 

17,5/20 Chardonnay 2019 Reserve Ried Antlasbergen € 8,-
Intensiver Duft, mit exotischer Frucht in der Nase, von Ananas über gelbe Äpfel, Litschi, fruchtsüß und dicht, viel Druck, opulenter, saftiger Körper, reife Säure, schöne Länge; 

Altweine

Weißburgunder 2004 Reserve
Kalkig-mineralisch, reife Obstnoten, feine Würze, dicht und fokussiert, sehr frisch und straff mit reifer, perfekt eingebundener Säure, kompakt mit dichtem Körper, pures gereiftes Trinkvergnügen, viel Druck, schöne Länge; tolle Harmonie von Fruchtsüße, Säure und Würze … jetzt perfekt ausgewogen und in seiner inneren Balance

Riesling 1988 Spätlese
Goldgelbe, vollreife Frucht mit Anklängen von Blütenhonig, Karamell, ein Hauch von Petrol, am Gaumen saftig, fruchtsüß, dicht und kompakt, stoffig, elegant, noch unglaublich frisch und präsent, traubige, gelbe Frucht, mit viel Extrakt und einem kräftigem Säurerückgrat, das ihm eine tolle Spannung verleihen

Zum Weingut Zens/Shop