Goedwinemakers: Das Märchen vom Sernauberg

Es war einmal… ist ein eher unjournalistischer Beginn für eine Geschichte. Aber wenn sie so märchenhaft gut ist, dass man sie glatt erfinden müsste, wenn sie nicht ohnehin wahr wäre, dann sei es ausnahmsweise erlaubt. Also, es war einmal…

Text: Klaus Egle,  Fotos: Elisabeth Egle

…ein Unternehmer aus Holland, der am Arlberg Schi-Urlaub machte und dort Freundschaft mit dem Barchef seines Hotels schloss. Der Holländer heißt Ton Goedmakers und der Barchef Uli Kaltenböck und beiden gemeinsam ist die Liebe zum Wein. Was zur Idee führte, diesen nicht nur zu genießen, sondern ihn auch gleich selbst zu machen. Das Märchen begann 2008 als Kaltenböck am Sernauberg in der Südsteiermark auf der Suche nach einem landwirtschaftlichen Betrieb mit Weinbau fündig wurde und Goedmakers dieses Anwesen kaufte. Seither hat sich dort einiges getan.

Was zählt ist das Team

Das wohl wichtigste: Das alte Haus am Sernauberg wurde geschliffen, nur zwei Gewölbekeller blieben als Reminiszenz erhalten. Gebaut wurde dafür ein neues Weingut, das nicht nur alle technischen Anforderungen erfüllte, sondern sich trotz seiner modernen Architektur so harmonisch in diese hügelige Landschaft fügt, dass man gar nicht erst auf die Idee kommt, dieses als Fremdkörper zu betrachten. Die Verantwortung vor Ort trägt inzwischen hauptsächlich Bastian Kaltenböck, Ulis Sohn, der auch hier wohnt und für die Vermarktung der Weine zuständig ist. Tatsächlich – und das ist schon wieder so etwas wundersames – ist hier aber das gemeinsame arbeiten und verantworten so außergewöhnlich, denn zum Team zählen auch die beiden Seniors samt ihren Frauen und gleich drei versierte, junge Herren aus dem näheren und weiteren Umkreis, die für Weingarten und Keller verantwortlich sind:  Christian Söll, Klaus Riegelnegg und Dani Pribozic.

„Was ist eigentlich guter Wein…?“

Bastian Kaltenböck


Bei unserem Besuch ist auch noch Ton Goedmakers junior vor Ort, der inzwischen die Verantwortung im Familienunternehmen trägt und ebenso von der Wein-Leidenschaft infiziert ist, wie alle anderen hier. Nach dem wir bei einem Rundgang einen Eindruck bekommen haben, was gute Architektur ist, stellt sich als nächstes die Frage, was eigentlich guter Wein ist… „Gute Frage, sinniert Bastian Kaltenböck, wir sind auch immer noch auf der Suche und das ist bei uns ein laufender Diskussionsprozess im ganzen Team. Jedenfalls gehört für uns dazu, dass er nicht nur gut gemacht ist, sondern auch nachhaltig und mit der Natur verbunden. Darum war uns bald klar, dass wir Bio-Wein machen wollen.“

Derzeit befindet man sich in der Umstellung und die birgt durchaus Herausforderungen. 2018 konnte nach Dauerregen im Frühjahr und Sommer nur eine Mini-Menge geerntet werden, diese dafür von bester Traubenqualität. Am Bio-Konzept wird deswegen nicht gerüttelt, stattdessen will man die Rebfläche von derzeit sechs Hektar etwas erweitern – um in solchen Jahrgängen auch Reserven zu haben.

„Natürlich experimentieren wir auch.“

Christian Söll

Hier drängt sich natürlich auch die Frage nach der Wirtschaftlichkeit auf und da gibt es durchaus Ziele, so Ton Goedmakers. „Wir wollen richtig guten Wein machen und damit auch einmal ausgeglichen bilanzieren“. Und er fügt lachend hinzu: „Das sind wir uns doch als Unternehmer schuldig!“ Dass kein unmittelbarer wirtschaftlicher Druck auf dem Betrieb lastet, gewährt natürlich auch Freiheiten, das spürt man. So hat man sich etwa dazu entschieden, gleich zwei modernste Weinpressen anzuschaffen um bei der Ernte maximale Flexibilität zu haben. Und Christian Söll genießt als Kellermeister einige Freiheiten, die sich durchaus positiv auf die Ergebnisse auswirken. „Natürlich experimentieren wir auch. Aber ich habe da von Ton Goedmakers senior auch immer die nötige Rückendeckung bekommen. Der sagt: Du darfst auch Fehler machen. Wichtig ist, dass Du aus diesen Fehlern lernst. Und so geht man viel entspannter an die Sache heran.“


Merkt man das an den Weinen? Irgendwie schon. Denn auch Aromasorten wie der Sauvignon Blanc oder Muskateller duften hier nicht laut oder aufdringlich. Der Weinstil ist zurückhaltend, feingliedrig elegant. Viel Mineralik und insgesamt abgerundet und in sich ruhend. Die vielen Holfässer unterschiedlicher Hersteller von Österreich bis Burgund und die langen Ausbauzeiten tun ihr Übriges dazu, die Weine vielschichtig und tiefgründig zu machen. Wir kosten die 2017er Lagenweine vom Fass und die sind durchwegs sehr vielversprechend. Sauvignon Blanc und Weißburgunder sowieso aber auch der Grauburgunder, der hier eine schöne Balance zwischen Kraft, Körper, dichter Aromatik und einer reifen aber eben doch strukturierenden Säure findet.

Die Leidenschaft heißt Pinot Noir

Eine persönliche Leidenschaft von Ton Goedmakers, die durchaus von allen Beteiligten geteilt wird, führt uns zur nächsten, tatsächlich bemerkenswerten Probe: Pinot Noir. 2014 wurden die ersten Trauben geerntet, 2015 war dann eine sehr gute Lese. Heißt hier: Zwei Barriques von insgesamt rund 1.000 Stöcken. Also der Begriff „Boutique Winery“ ist hier durchaus angebracht. Die Qualität des Pinots ist dann aber doch überraschend. Finesse und Eleganz treffen hier auf Struktur und auch wenn die Frucht noch recht jugendlich und saftig da steht, ist klar: Das wird goed!

Verkauft werden die Weine des Hauses an private Weinliebhaber und die Gastronomie. Man setzt kleine Schritte, tüftelt und optimiert und baut schön langsam eine echte Fan-Gemeinde auf. Dazu gehört auch, ein offenes Weingut zu führen. Jeden Mai lädt man gemeinsam mit den anderen Winzern der Region am Weingut zur lässigen Genuss-Veranstaltung  „Kost.barer Sernauberg“ und dazwischen spielt es in den urigen Gewölben „Tischlein deck dich…“ mit hochkarätigen Gastköchen und Winzern der Region.

„Man muss schon etwas versuchen – sonst entsteht nichts!“

Ton Goedmakers

Während wir einige ältere Weine verkosten, die sich auch nach einigen Jahren der Reife sehr straff, jugendlich, mineralisch und frisch präsentieren, sinniert Ton, der Junior, über die Zukunft. „Man muss schon auch etwas versuchen, sonst entsteht nichts – auch mit dem Risiko, dass einmal etwas schief geht. So ist auch unser Familienbetrieb groß geworden. Und es ist wichtig, dass man Leute hat, die eine Ahnung haben. Denen muss man auch Vertrauen schenken und wenn man ein gemeinsames Ziel vor Augen hat, dann kommen die Dinge auch zusammen“.

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