Fred Loimer hat als junger Wilder mit zackigen Etiketten und Barrique-Veltlinern begonnen und Weingüter in China beraten. Heute hat er seinen Betrieb auf biodynamische Bewirtschaftung umgestellt und zählt zu den wichtigsten Vor- und Nachdenkern unter den Kamptal-Winzern.
Wer Fred Loimer in seinem Weingut besucht, mit dessen Neu- beziehungsweise Zubau zu einem bestehenden, alten Schlosskeller ein Stück Wein-Architektur-Geschichte geschrieben wurde, sollte sich keinen vor Missionseifer glühenden Bio-Apostel erwarten. Loimer ist ein nachdenklicher, scharfsinniger, in sich ruhender Mann, der weiß, dass er seinen Weg gefunden hat und sich freut, wenn das andere auch so sehen oder zumindest darüber nachdenken. Biodynamische Bewirtschaftung seiner Weingärten ist heute eine Selbstverständlichkeit für ihn, wenngleich er den Gedanken der Nachhaltigkeit relativiert – doch davon später.
Die verfeinerte Form von Wein
Bevor wir Wein kosten, trinken wir Sekt. Der ist ein wichtiges Thema geworden im Betrieb – in ziemlich kurzer Zeit. Finesse ist hier das Thema und, dass die Sekte nicht einfach ein fröhliches Sprudelwasser sind, sondern sehr wohl ein Eigenleben als sagen wir einmal: verfeinerte Form von Wein führen. Das schmeckt man. Weiß und Rosé gibt es, Pet Nat darf hier natürlich nicht fehlen und für besondere Tage gibt es noch etwas Besonderes: Die Große Reserve, Blanc de Blancs, aktuell vom Jahrgang 2013, mit dem Loimer in Jahrgangschampagner-Sphären vordringt.
Burgund in Gumpoldskirchen
Beim Wein ist Langenlois natürlich das Einser-Thema aber auch das, was Loimer in Gumpoldskirchen macht, verdient Beachtung. Als Kooperation mit dem legendären Weingut Schellmann begonnen, hat Loimer dieses Projekt allein weiter vorangetrieben. Er ist vor allem von den Möglichkeiten fasziniert, die Böden und Klima in Gumpoldskirchen für Zierfandler & Rotgipfler aber vor allem auch für die weißen und roten Burgundersorten bietet. Der Chardonnay Gumpold geht eindeutige in die burdungische Richtung, verbindet Frucht mit Mineralität und Würze, ein Wein für die lange Strecke. Noch mehr an die Gewächse der Côte-d-Or erinnern Pinot Noir und der Pinot Noir Anning aus zwei besonderen Parzellen in der Ried Braun. Klassischer Burgunder-Stil mit delikater Frucht, dunkler Würze und einem faszinierenden Spiel von Fruchtsüße und rassigem Gerbstoff, der ihm Finesse und Trinkfluss verleiht.
Die Haustiere des Bauern
Während wir so kosten, kommt Loimer doch auf die Böden, die Biodynamie, die Nachhaltigkeit zu sprechen und lässt gleich aufhorchen. „Der Weinbau, wie wir ihn betreiben, ist eine Monokultur und kann darum gar nicht wirklich nachhaltig im Sinne der Bio-Diversität sein“, findet Loimer, „aber wir können trotzdem viel für die Böden tun, an denen eigentlich erst die letzten zwei Generartionen massiv Raubbau betrieben haben. Das Bodenleben sind die Haustiere des Bauern. Bei Böden redet man meist nur vom physikalischen Boden – aber was die Pflanze am Leben erhält ist der biologische Boden mit seinen ganzen Lebewesen. Darum fördern wir vor allem das Bodenleben. Dabei bringen wir den Kompost nur dort aus, wo es ihn auch braucht. Sonst arbeiten wir mit Komposttee aus Wasser, mit ein paar Kilo Top-Kompost, wo wir dann Sauerstoff einblasen, damit sich rasch Bakterien bilden. Das bringen wir dann in den Weingarten aus. Das Gras wird gemäht oder gewalzt und mit Hilfe von Komposttee kompostiert das dann gleich wieder. So entsteht eine Art Flächenkompost“. Okay, der Mann weiß, wovon er spricht.
Wo die Reise hingeht
Unsere Verkostung hat inzwischen Lagenlois erreicht, Grüne Vetliner und Riesling von unterschiedlichen Böden und Lagen defilieren vorbei. Feingliedrig, individuell, Mineralik ist ein Thema, das sich durchzieht. Und Zeit, die der Wein braucht um das zu werden, was sich der Winzer vorgestellt hat. Lagenweine kommen inzwischen erst zwei Jahre nach der Ernte auf den Markt und um zu illustrieren, wo hier die Reise hingehen kann, hat Loimer einen Riesling Ried Seeberg vom großartigen Jahrgang 2006 dekantiert. Goldgelb funkelt er in der Karaffe, perfekt ist die Harmonie mit Würze, Struktur und Tiefgang. Die dezente Restsüße ist fein eingebunden und trotz seiner Power hat dieser Wein einen wunderbaren Trinkfluss. So soll es sein, so kann es bleiben!