Emmerich Knoll: Die Vinea Wachau ist ein Verein für alle

Emmerich Knoll ist der erst dritte Obmann in der vierzigjährigen Geschichte der Vinea Wachau. Im Interview mit Wirtshausführer Herausgeber Klaus Egle erkärt er, warum die Vinea Wachau eine Vorreiterrolle beim Herkunftsmarketing hatte, dass die Kategorien Steinfeder, Federspiel und Smaragd nach wie vor eine wichtige Rolle am Markt spielen, wieso die DAC für die Wachau mehr Klarheit brachte und wie die Wachauer Winzer nachhaltig in die Zukunft gehen. 

Interview: Klaus Egle, Fotos: Elisabeth und Klaus Egle

Von 30 auf 200 Mitgliedsbetriebe

Klaus Egle: 40 Jahre Vinea Wachau – was sind für Sie die wichtigsten Errungenschaften aus vier Jahrzehnten?

Emmerich Knoll: Sicher bemerkenswert ist, dass die Vinea in einer Zeit begründet wurde, als am Weinmarkt eine ziemliche schwere See herrschte. Nach dem Massenjahrgang 1982, der zu einem massiven Preisverfall beim Wein, bei Trauben und auch bei Grundstücken geführt hatte, war die Situation in der Weinwirtschaft eine ganz andere als heute. Es gab viel zu viel Wein und man hat in der Wachau gesehen, dass sich das mit unseren Terrassenweingärten und dem hohen Arbeitsaufwand wirtschaftlich gar nicht mehr ausgeht. Außerdem war das eine Zeit, in der Herkunfts-Vermarktung viel weniger Rolle gespielt hat. Das Weinbaugebiet gab es zwar schon zwanzig Jahre in seinen heutigen Grenzen, trotzdem ist Krems in der Vermarktung durchaus zur Wachau gezählt worden. Dieses Bewusstsein hat sich aber auch bei den Wachauer Winzern erst so langsam entwickelt. In diese Zeit hinein fiel die Vereinsgründung, wobei die Idee war, nicht einen elitären Verein von wenigen zu gründen, die sich von den anderen absetzen, sondern sich so breit wie möglich aufzustellen. Gleich zu Beginn waren es dann fast 30 Mitglieder und schon in den 90er Jahren wuchs die Vinea Wachau stark auf heute rund 200 Mitgliedsbetriebe an. 

Klaus Egle: Was war das vorrangige Ziel dieses neuen Vereines?

Emmerich Knoll: Es ging den Gründern vor allem darum, eine höhere Wertschätzung für das ganze Gebiet zu erreichen und die Herkunft „Wachau“ stärker zu etablieren, die Kulturlandschaft, die Trockensteinmauern zu erhalten. Und mit diesem Verein 40 Jahre die Wachau mitzugestalten, das ist allein schon eine Errungenschaft. Zu dieser Zeit wurden ja sehr viele Winzervereinigungen gegründet und viele davon gibt es heute nicht mehr. 

Klaus Egle: Die Vinea ist damit eine der ältesten Winzervereinigungen des Landes, was ist der Grund dafür und was ist das Besondere daran?

Emmerich Knoll: Der Zugang war der, dass man nicht nur für einen Verein, sondern für ein gesamtes Gebiet arbeiten wollte. Das hat letztlich natürlich auch zu einem Standing in der Weinbaupolitik geführt. Meine Vorgänger haben von Anfang an gesagt, wir wollen die Wachau gestalten und damit wurde man auch zu einem wichtigen Partner für die Weinbau-Politik in Österreich, weil man immer für das ganze Gebiet sprechen konnte und für alle Formen von Betrieben stand – von der Genossenschaft über den exportorientierten Flaschenvermarkter bis zum kleinen Heurigenwirt. Mit diesem Ansatz hatte die Vinea eine Art „Generalvertretung“ für die Wachau, weil man gesagt hat, wenn wir was machen, dann machen wir das für alle. 

Der Zugang von Vinea Wachau war es, nicht nur für einen Verein, sondern für ein gesamtes Gebiet zu arbeiten.

Es ging immer darum, das Gebiet zu stärken, mehr Wertschätzung und damit höhere Preise zu erzielen. Das war die Grundlage um den Weinbau in der Wachau zu erhalten.

Klaus Egle: Wer waren denn damals die treibenden Kräfte?

Emmerich Knoll: Spiritus Rektor war sicher der damalige Geschäftsführer der heutigen Domäne Wachau (damals Winzergenossenschaft Wachau), Wilhelm Schwengler, außerdem Franz Prager, der auch der erste Obmann war, Josef Jamek, der durch das Restaurant viele Kontakte hatte und Franz Hirtzberger senior, der damals Bürgermeister in Spitz und Vorsitzender des Arbeitskreises Wachau war. Treibende Kraft war sicher Willi Schwengler, der dafür sorgen wollte, dass der Wachauer Wein im allgemeinen, natürlich aber auch jener der Genossenschaft besser vermarktet werden konnte. 

Klaus Egle: Danach hat die Vinea Wachau ja die positive Entwicklung des Weinbaugebietes stark geprägt, oder?

Emmerich Knoll: Ja, man kann sicher sagen, dass die Vinea damals viele Aufgaben übernommen hat, die heute von den Regionalen Weinkomitees wahrgenommen werden. Dabei ging es immer darum, das Gebiet zu stärken, mehr Wertschätzung und damit höhere Preise für das Produkt zu erzielen – für die Flaschenweinfüller ebenso wie für die Traubenproduzenten. Das zu schaffen war die Grundlage um den Weinbau in der Wachau zu erhalten und damit auch diese einzigartige Kulturlandschaft pflegen und bewirtschaften zu können.

Steinfeder, Federspiel und Smaragd stehen für typischen Wachauer Wein.

Klaus Egle: Von einigen Winzern wird das Festhalten am Triumvirat von Steinfeder, Federspiel und Smaragd als nicht mehr zeitgemäß kritisiert, weil es ausschließlich auf der Alkoholgradation basiere. Was halten Sie dem entgegen?

Emmerich Knoll: Ich habe mich in letzter Zeit mit vielen Kollegen, aber auch Handelspartnern darüber unterhalten, weil dieses Thema ja immer wieder aufpoppt. Da gibt es zum Beispiel auch die Meinung, dass die Begriffe Steinfeder, Federspiel und Smaragd über den deutschsprachigen Raum hinaus gar keine Bedeutung haben. Das hat mich schon sehr geärgert, wobei es natürlich stimmt, wenn ich den gesamten Weinmarkt betrachte. In einem Lebensmittelmarkt in Adelaide werden diese Begriffe für den Konsumenten keine Bedeutung haben. Aber in der Top-Gastronomie, das haben mir besonders Importeure bestätigt, kennen die Weintrinker, wenn sie Österreich überhaupt kennen, genau diese drei Begriffe. In diese kleine, feine Nische müssen wir ja auch hinein, da haben diese Bezeichnungen sehr wohl eine Bedeutung, weil sie oft das Einzige sind, was man von Österreich überhaupt kennt. 

Klaus Egle: Ist es nicht auch in Österreich tatsächlich so, dass viele Leute sagen „Ich hätte gerne einen Smaragd-Wein“, wobei sie weder Sorte noch Lage kennen und sie das vielleicht auch gar nicht interessiert?

Emmerich Knoll: Das bestätigten mir sogar Kollegen aus den benachbarten Weinbaugebieten, dass immer wieder Kunden kommen und gerne einen „Smaragd“ hätten. Das heißt für mich, dass die Marke stark ist…

Klaus Egle: …und sie ist gelernt, die Menschen verbinden ja auch etwas damit. Die sagen, zu Mittag wollen wir nichts Schweres, da trinken wir ein Federspiel.

Emmerich Knoll: Das ist schön, dass Sie das jetzt ansprechen, weil das auch meine Erfahrung ist. In den Anfängen war es aufgrund der kühleren Witterung ja schwer und mit viel Aufwand verbunden, einen Smaragd zu produzieren und das war schon ein Wert an sich. Das stimmt so heute nicht mehr. Aber genau das, was Sie gesagt haben, mit dem Federspiel, das ist heute die Bedeutung dieser Marken. Da geht es darum, auszudrücken, was ich mir von einem Wein erwarten kann, also eine Stil-Beschreibung. Jemand, der heute noch glaubt, dass hoher Alkoholgehalt gleich hohe Weinqualität bedeutet, der ist für mich stehengeblieben. Tatsächlich wird durch höhere Zuckerreife aber auch etwas ausgesagt: Die Trauben wurden später gelesen und in dieser Zeit am Stock spielen sich ganz viele Prozesse ab, die den Weinstil entscheidend prägen. Ich lasse aber die Trauben nicht hängen um einen höheren Alkoholgehalt zu bekommen, sondern damit ich diese intensive Aromatik einfange, die Phenolstruktur reifer wird, die aromenbildenden Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht wirksam werden. Natürlich wäre es schön, wenn das alles schon viel früher eintreten würde, dann wäre auch das Risiko geringer und der Alkohol niedriger, aber das gibt es in der Natur eben nicht. 

In die Topgastronomie als kleine, feine Nische, da müssen wir hinein.

Klaus Egle: Was haben also die Bezeichnungen heute für einen Nutzen?

Emmerich Knoll: Sie stehen für typischen Wachauer Wein. Sie erzählen viel, das über die Traubenreife hinausgeht: Es geht um weiße, trockene Weine die keinen Holzton haben, die von Hand geerntet sind und nicht aufgezuckert werden. In der Gastronomie wissen Wirte und Sommeliers, welchen Wein sie zu welchen Gerichten servieren können, der Gast hat eine Vorstellung, was er bekommt, wenn er ein Federspiel oder einen Smaragd bestellt und für uns als Wachauer Winzer sind diese Begriffe identitätsstiftend über alle Kategorien von Betrieben, die alle mit denselben Begrifflichkeiten arbeiten. 

Klaus Egle: Das ist quasi wie eine Währung.

Emmerich Knoll: Genau – und die gibt Sicherheit. 

Wir sind zu einer zukunftsträchtigen Lösung gekommen.

Klaus Egle: Seit dem Jahrgang 2020 ist die Wachau auch DAC-Gebiet. Dem ging ein sehr langer und langwieriger Diskussionsprozess voraus. Welche Rolle hat die Vinea Wachau dabei gespielt?

Emmerich Knoll: Wir haben das regionale Komitee unterstützt. Es hat in diesem langen Prozess auch einen starken Richtungswechsel gegeben. Am Anfang dachte man ja nur an eine oder zwei Sorten und einen einheitlichen Weinstil, der ja in den ersten DAC-Gebieten auch definiert wurde. Und auch bei uns hat sich einiges geändert. Zuerst sagten vor allem die Älteren im Verein „Wir brauchen keinen ’neu definierten‘ Herkunftsschutz, weil wir ihn bereits seit Jahrzehnten haben. Eine weitere Bezeichnung würde den Konsumenten nur verwirren“. Mit letzterem haben sie natürlich ein Stück weit Recht gehabt aber ich habe schon früh gesagt, wenn alle österreichischen Weinbaugebiete durch DAC-Regelungen definiert sind, dann können wir schon draußen bleiben, aber was gewinnen wir damit? Wir könnten uns diese Regelung doch in unserem Sinn zunutze machen, indem wir wichtige Überzeugungen, die wir bisher schon im Verein geregelt haben, von der Produktion und Abfüllung der Weine in der Wachau, über das Aufzuckerungsverbot bei Einzellagen bis zur verpflichtenden Handlese in dieser DAC-Regelung zusammenfassen.  Das hat den Vorteil, dass es eben nicht nur ein Vereins-Reglement, sondern Gesetz ist. Aus einem Verein kann man ja auch austreten aber aus der DAC nicht. Damit gelten Regeln, von denen wir glauben, dass sie für die Region wichtig sind, für alle Wachauer Betriebe. Es war natürlich ein langer und schwieriger Prozess, weil ursprünglich einfach ganz stark die Meinung da war, dass wir die DAC dazu nicht brauchen. 

Es war zum Beispiel ein wichtiges Kriterium, dass wir in der Orts- und Gebietsweinkategorie auch unsere Sortenvielfalt abbilden können. Denn warum soll ich beispielsweise auf einen Muskateller oder sogar auf einen Blauburgunder, den es im Weingut Jamek seit den 1980ern gibt, nur mehr Niederösterreich draufschreiben dürfen und nicht „Wachau“? Letztlich glaube ich, dass wir zu einer zukunftsträchtigen Lösung gekommen sind.

Die DAC hat mehr Struktur und Klarheit gebracht, weil nicht jede Sorte auch mit jeder Herkunftsebene möglich ist.

Klaus Egle: Also ein System, das nur Vorteile hat?

Emmerich Knoll: Nicht nur, denn natürlich mussten etliche Betriebe auch Abstriche machen, weil es damit nicht mehr möglich war, andere Rebsorten als Grünen Veltliner und Riesling mit einer Riedenbezeichnung zu versehen. Aber es setzte sich dann doch die Meinung durch, dass die Lage bei diesen Sorten nicht so wichtig ist, weil es davon in jedem Betrieb meistens nur einen Wein gibt. Jetzt kann man natürlich sagen, es ist verwirrend, dass es ein Herkunftssystem (DAC) gibt und eines, bei dem die Stilistik im Vordergrund steht – Steinfeder, Federspiel, Smaragd. Aber insgesamt hat uns die DAC trotzdem mehr Struktur und Klarheit gebracht, weil nicht jede Sorte auch mit jeder Herkunftsebene möglich ist. Was uns von andere DAC’s unterscheidet: Praktisch überall gibt es in der DAC-Verordnung Querverweise auf die Weinstilistik, also nicht nur welche Sorte, sondern auch Alkoholgradation, Ausbauweise und so weiter. Es ist darum auch nur die halbe Wahrheit, wenn man sagt, dass es bei  „DAC“ ausschließlich um die Herkunft geht. Durch unser duales System brauchen wir das aber gar nicht, weil das im Reglement der Vinea Wachau ohnehin festgeschrieben ist. Einen Punkt darf man dabei nicht vergessen: Es gibt allein in der Wachau rund 100 Rieden – wer die alle kennt und zuordnen kann, ist Weltmeister. Diese Differenzierung nach Rieden ist wichtig, setzt aber viel Wissen voraus. Das System von Steinfeder, Federspiel und Smaragd bietet eine einfache, leicht zu merkende Orientierung, richtet sich aber auch an ein breiteres Publikum. 

Klaus Egle: Wie sieht die Vinea Wachau die Bestrebungen, ein österreichweites Lagen-Klassifizierungssystem einzuführen. Wird die Nomenklatur dann nicht noch komplizierter?

Emmerich Knoll: Wir würden grundsätzlich auch ohne das auskommen aber es wird kommen, weil es diesbezüglich bereits eine Verordnung gibt. Bei der Bewertung der einzelnen Lagen geht es im vorliegenden Bewertungsbogen, der immerhin 22 Kriterien umfasst, sehr stark um die Markt-Relevanz. Das stört mich ganz grundsätzlich, uns geht es da viel mehr um den Weingarten, um das Potential der Lage. Natürlich stimmt, dass die beste Lage nix bringt, wenn dort kein Winzer ist, der was G’scheites daraus macht. Somit hat diese Lage auch keine Relevanz . Lagen von Winzern, die heute bereits eine hohe Bekanntheit haben und am Markt präsenter sind, befeuern das System: Ein Wein, der sich gut verkauft, bekommt eine höhere Klassifizierung, verkauft sich dadurch noch besser, erzielt einen höheren Preis, da gibt es dann mehr Begehrlichkeit, die Grundpreise steigen, auch die Bewertung von Grund und Boden wird sich ändern. In der Evaluierung, die nach zehn Jahren durchgeführt wird, wird der Wein und damit die Lage dann wieder ganz vorne landen. Es ist also eigentlich kein Demokratisierungsprozess, sondern das Einzementieren des Status Quo. Das ist ein Nachteil für junge Winzer und Lagen, die vielleicht sehr gut sind aber noch nicht so sehr im Fokus stehen. Das geht meiner Meinung nach in die falsche Richtung: Was schon renommiert ist, bleibt renommiert und das andere hat keine Chance, nach oben zu kommen. 

Ich finde es schön, dass wir den Nachhaltig Austria-Weg in der Wachau alle gemeinsam gehen.

Klaus Egle: Wie kann man das besser lösen?

Emmerich Knoll: Momentan gar nicht, die ersten Gebiete sind meines Wissens schon daran, den derzeitigen Stand umzusetzen. Aber wir können uns dem System nicht einfach verschließen, weil in Zukunft auch in der überregionalen Vermarktung Vieles auf dieses Klassifizierungssystem abgestimmt sein wird. Wer da nicht mitmacht, ist nicht dabei. Ich glaube, dass wir uns das aber dennoch sehr genau anschauen sollten. Wir müssen bei der Umsetzung ja nicht die ersten sein und ich hoffe, dass sich das System noch mehr in Richtung tatsächlicher Standortfaktoren und der damit verbundenen Wein-Qualität weiterentwickeln wird. 

Klaus Egle: Wo geht die Reise für die Vinea und die Wachau weiter? Ich habe gehört, dass sich alle Betriebe der Vinea verpflichtet haben, sich als „Nachhaltig-Austria-Betriebe“ zertifizieren zu lassen, stimmt das? 

Emmerich Knoll: Stimmt, mit dem Weinjahrgang 2023 müssen alle, die unsere Kategorien Steinfeder, Federspiel und Smaragd verwenden wollen, als „Nachhaltig Austria“ zertifiziert sein. Das haben wir bereits 2021 in einer außerordentlichen Generalversammlung mit 89 Prozent Zustimmung beschlossen. Das war für uns ein Drei-Jahres-Projekt und ziemlich herausfordernd. Aber manchen geht auch das zu wenig schnell, oder sie meinen auch, das ist zu wenig, weil wenn, dann gleich „Bio“.

Klaus Egle: Also ich finde das eigentlich sehr beeindruckend, dass sich da bei euch 200 Betriebe gemeinsam auf den Weg machen, das hat es meines Wissens noch in keinem anderen Weinbaugebiet gegeben.

Emmerich Knoll: Das ist auch wirklich eine Leistung, denn es waren ja nicht alle von vornherein dafür. Wobei ich finde, dass es gar nicht so sehr im Detail darum geht, was man jetzt darf oder nicht darf. Im Prinzip ist es wichtig, dass wir alle dazu angehalten werden, zu reflektierten, uns mit dem Thema auseinanderzusetzten, nachzudenken, was wir da tun und was es für Auswirkungen hat. Und ich finde es schön, dass wir diesen Weg in der Wachau gemeinsam gehen.

Es war für uns wichtig, ein System zu finden, das für alle lebbar ist.

Klaus Egle: Was spricht also für Nachhaltig Austria?

Emmerich Knoll: Der große Vorteil ist, dass es nicht einfach nur Verbote gibt, sondern dass alles, was man macht, erfasst und nach Nachhaltigkeitskriterien bewertet wird und ich mich in jedem Themenbereich – vom Wasserverbrauch über Bodengesundheit bis zum Energieverbrauch – verbessern oder verschlechtern kann. Es lässt sich vielleicht in einem Betrieb nicht gleich alles verändern aber ich kann auch kompensieren und innerhalb einzelner Bereiche durch besondere Sorgfalt etwas wettmachen und das eröffnet Perspektiven. Da geht es dann gar nicht so sehr darum, ob ich, „bio“ oder „nachhaltig“ produziere. Viele, die jetzt diesen Schritt machen, werden in Zukunft auf biologische Bewirtschaftung umsteigen. Oder eben nicht, weil es auch nicht für alle passt. Wenn ich heute einen kleinen Wachauer Betrieb mit einem Hektar habe, den ich im Nebenerwerb bewirtschafte, dann kann ich nicht alle fünf Tage zum Pflanzenschutz in meine Terrassen hinaufrennen. Deshalb war es für uns wichtig, ein System zu finden, das für alle lebbar ist. Das ist jetzt ein einheitlicher Standard und es ist ja das ureigenste Interesse jedes Landwirts, dass er seine Felder oder Weingärten in einem intakten Zustand an die nächste Generation weitergibt. 

Klaus Egle: Das ist wirklich ein großer Schritt in die Zukunft und eine schöne Perspektive. Danke für das Gespräch.