Das Panigl: Wiederauferstehung als sichere Bank


Im Jahr 1989 eröffnete das damalige Enrico Panigl als chices Szenelokal auf der Josefstädterstraße: Jetzt ist es dank der Initiative von Ex-Banker und Wirt Gerhard Rauscher als italophile Trattoria und Enoteca wieder aufgeblüht. Zur Freude vieler Stammgäste aus allen Jahrzehnten. Text: Klaus Egle, Fotos: Elisabeth Egle

„Hier war ich ja schon seit Ewigkeiten nicht!“ Diesen Satz hört der neue Wirt Gerhard Rauscher derzeit ziemlich oft, wenn seine Gäste das Lokal an der Ecke Josefstädter Straße und Stolzenthalergasse betreten. Und dann der erste Eindruck: Hier ist doch alles, wie es immer war. Stimmt, stimmt aber nicht ganz, wie wir bei unserem Besuch im neuen alten Panigl erfahren. Gerhard Rauscher kennen wir als Wirtshausführer Herausgeber schon länger, hat er doch vor einigen Jahren seinen Beruf in einer Bank an den Nagel gehängt und seiner Leidenschaft für Essen, Trinken und vor allem für Friaul mit der Übernahme der Cantina Osteria Friulana hinter dem Wiener Rathaus nachgegeben. 

Schöne Legende, die zum Panigl dazu gehört: Das Bild zeigt angeblich Urahnin Eleonore Panigl, die ihre Söhne nach Wien, Paris und Marienbad ausgeschickt hat.
An dieser Bar kann man nichts auf die lange Bank schieben, so wunderbar ist der Platz zum Plaudern und Diskutieren.

Ganze Fische, wie diese zwei wunderbaren Branzinos, gibt’s auf Vorbestellung.

Ein schnelles Glas – oder langsame zwei oder drei

Das Panigl ist nun Rauschers zweiter gastronomischer Streich und man muss sagen: Er ist nicht nur auf den ersten Blick gelungen. Doch ehe aufgesperrt werden konnte, galt es, das in die Jahre gekommene Lokal erst einmal auf Vordermann zu bringen. Neue Küche, neue Lüftung, neue Elektrik. Davon sieht man als Gast – abgesehen von der Küche in die man vom Küchentisch im Hinterzimmer freien Blick hat – zunächst nicht viel. Das Lokal ist schlicht, geradlinig, schnörkellos – und doch gemütlich. Ein langgestrecktes Gewölbe, eine große Bar, gegenüber ein paar Stehtische für ein schnelles Glas – oder langsame zwei oder drei.

Muscheln vom Himmel, Fisch aus dem Meer

An den großen Holztischen angekommen, gibt’s erst einmal einen Aperitivo – Prosecco vom Faß, Birra Moretti ebenso, man hat die Qual der Wahl. Die Antipasti kommen aus der bestens bestückten Vitrine, für den Prosciutto steht die schwarze Berkel parat. Beim Wein gibt es – wie weiland schon im „alten“ Panigl – eine strikte Trennung: Die Weißen kommen aus Österreich, die Roten aus Italien, mit einer Ausnahme: Der Hauswein ist ein Friulano – wir bestellen gleich eine Flasche und sind happy, weil er so wunderbar zu den Capesante, den gratinierten Jakobsmuscheln passt, die so wunderbar zart und aromatisch sind, als hätte sie nicht der Chefkoch Michele, sonder direkt der Himmel geschickt. Der Branzino al forno, den es auf Vorbestellung gibt, steht ihm freilich um nichts nach: Zart, saftig, mildes Aroma – wunderbar frisch und perfekt auf den Punkt gegart. Das Finale bilden die Gebackenen Mäuse mit Beeren und Schokoladesauce – und dass der Espresso dazu famos schmeckt, muss eigentlich gar nicht mehr gesondert erwähnt werden.

Die Gebackenen Mäuse, eine friulanische Dessert-Spezialität, serviert der Chef persönlich.

Trattoria Enoteca Panigl

Josefstädter Straße 91, 1080 Wien

MONTAG – FREITAG 11:30 bis 24:00 Uhr

KÜCHE 11:30 bis 14.30 Uhr und 17.30 bis 22:00 Uhr

RESERVIERUNG

panigl@panigl.at

+43 1 960 90 18