Arbesbach: Ein Kolm kommt aus der Küche

Zwei Jahre mit fünf Lockdowns nutzte Michael Kolm zu einer bemerkenswerten Metamorphose: Aus dem vormaligen „Bärenhof“ wurde das gediegene Edel-Restaurant „Der Kolm“ – bei dem man inzwischen auch schlafen kann.

Text: Klaus Egle, Fotos: Elisabeth Egle

„Nach dem Essen ist gut Roon“ – so das Motto, mit dem die chicen Schlaf-Chalets beim Bärenhof Kolm in Arbesbach ausgelobt werden, die den Gästen seit dem Vorjahr zur Verfügung stehen. Tatsächlich hatten die vielen Fans der ebenso kreativen wie geerdeten Küche von Michael Kolm das Problem, wie man nach vielen Gängen und ebenso vielen köstlichen Weinen zu später Stunde heil wieder nach Hause oder ins nächstgelegene Schlafquartier kommt. Da Kolm jedoch ein Mann ist, der in Problemen am liebsten gleich die Lösungen sieht, hat er mit den „Roon-Lodges“ Abhilfe geschaffen. Womit es angesichts der bestens bestückten Weinkarte im Restaurant nun keine Ausreden mehr gibt!

In Kooperation mit Hannes Hirsch entsteht hier der wohl höchstgelegene Weingarten Österreichs. Und sollte dem Donauriesling auf 950 Metern Seehöhe zu kalt sein, bleibt immer noch eine Option: Eiswein!

Ausgezeichnet kochen

Der nächste Streich galt dem Restaurant, das gemeinsam mit dem Wirtshaus und dem Bärengehege samt Kiosk ein Gesamt-Ensemble und eine eigene kleine Welt am Waldesrand nahe Arbesbach ergibt. In diesem Kiosk, der von Besuchern des Bärengeheges gerne als „Labstelle“ im Rahmen eines Ausfluges genutzt wird, gibt es in Zukunft im Selbstbedienungs-Modus verstärkt warme Gerichte – typisch Bodenständiges, Hausmannskost eben. Gut gemacht und ohne Schnickschnack. Dafür konzentriert sich Kolm im Restaurant, das nun seinen Namen trägt, auf das, was er am besten kann und am liebsten macht: Ausgezeichnet kochen!

Früher habe ich mich am liebsten in der Küche versteckt, aber heute bin ich echt gern bei den Gästen draußen.

Michael Kolm

Ein Platz zum Wohlfühlen

Der Rahmen dafür ist, kurz gesagt, einfach gelungen. Kein Stein blieb hier auf dem anderen, die Anmutung ist hell, modern und luftig, klar und aufgeräumt. Von allen Tischen genießt man die Aussicht über’s Land, im Mittelpunkt steht ein moderner, offener Kamin, ebenfalls mitten im Raum die Schank mit Anrichte für die Vorspeisen, im Hintergrund eine beleuchtete Wein-Wall. Die Sitzmöbel sind stylish und komfortabel, Tischtücher gibt es keine, die gehen auch nicht ab. Kurzum: Wer gerne in einem schönen Ambiente gut isst und trinkt fühlt sich hier sofort wohl.

Am liebsten bei den Gästen

Gleich geblieben ist das junge Team, das genauso motiviert ist wie der Hausherr selbst und der hohe Qualitätsanspruch, der schon bei den Grundprodukten beginnt. Die stammen großteils aus der Region, wobei sich Kolm nicht strikt kasteit. Soll er auch nicht, es ist ja nicht gerade eine Bauernküche, die er hier zelebriert. Und so lange es in den Waldviertler Fischteichen keinen Kaisergranat und keine Jakobsmuscheln gibt, müssen die eben einfliegen, dafür haben es der geräucherte Karpfen oder die – übrigens phänomenale – Rehleber wirklich nicht weit. Diverse Grüße aus der Küche werden ebenso wie die Vorspeisen mitten im Raum zubereitet und angerichtet, was ein echter Entwicklungsschritt ist. „Früher habe ich mich am liebsten in der Küche versteckt, aber heute bin ich echt gern bei den Gästen draußen“, so der Küchenmeister, der sich seine Fertigkeiten unter anderem beim berühmten Mraz in Wien angeeignet hat, wo er acht Jahre als Sous-Chef gewerkt hat. 

Nicht aus dem Waldviertel aber trotzdem super – die dekonstruierte Jakobsmuschel als Gruß aus der Küche.
Kaisergranat mit Karfiol und Bisque Royal – auch geschmacklich eine Granate.
Darf’s ein bisserl mehr sein? Kalbsschulter mit Kalbsbries, Topinambur, Roter Rübe – und Trüffeln.
Die Rehleber mit Erdäpfeln, Gammeln und Cranberries – perfektes Zusammenspiel von süßen und sauren Aromen.
Seit es die Roon-Lodges gibt, gelten für die Nutzung des Weinschranks keine Ausreden mehr!

Klare Sprache – purer Geschmack

War sein Stil – Mraz schau oba – anfangs noch verspielter, so konzentriert sich Kolm in seiner neuen Arena auf das Wesentliche: Top-Produkte, klare Küchensprache ohne viel Drumherum, intensive Jus und Saucen, purer Geschmack. Und der Augenschmaus kommt bei den perfekt arrangierten Tellern ebenfalls nicht zu kurz. Dazu serviert wird der spürbare Spaß und die Freude, mit der hier alle bei der Sache sind. Insgesamt ein Arrangement, das nicht nur in der Region seinesgleichen sucht, sondern auch eine längere Anreise mehr als nur wert ist.