Ein Teller Meer: Tajarin mit Vongole

Wenn wir schon nicht ans Meer kommen, dann kommt das Meer eben zu uns. Dachten wir uns und stelltne einen Sud Venusmuscheln zu, die wir mit den unglaublichen Nudeln von Marco Giacosa aus dem Piemont serviert habe.

Wenn wir schon einmal vom Weinviertel in den Süden (von Wien!) fahren, dann schauen wir auch beim Fischer meines Vertrauens, ganz hinten in der riesigen Halle des METRO-Marktes in Vösendorf vorbei und nehmen Fische und Muscheln mit an Bord. Die Fischabteilung dort wird zu Recht gerühmt – Auswahl, Frische und Preiswürdikgeit suchen ihresgleichen. Diesmal ging uns ein Kilo Vongole vulgo Venusmuscheln ins Netz – frisch aus Frankreich. Wir lieben diese kleinen Dinger, denn auch wenn die Auskletzlerei so aufwändig ist, dass man beinahe vor dem vollen Teller verhungert, so entschädigt der einmalige Geschmack des Suds für alles.

Hommage an Christoph Wagner

Als Basis-Leitfaden diente uns das Rezept aus dem schon fast legendären Mittelmeerkochbuch, das damals als Co-Produktion des Wiener Nobel-Italieners „Novelli“ mit Christoph Wagner entstanden ist. Statt frischer Tomaten verwendeten wir das wunderbare Sugo aus dem vorigen Sommer nach original italienischer Rezeptur mit Paradeisern aus dem Garten eingekocht hat. Den kleinen Lapsus, dass wir  vergessen hatten Knoblauch einzukaufen, konnten wir elegant wieder ausbügeln, in dem wir ein Glas „Agli, Olio e Peperoncino“ von Bertagni (gibt’s bei SPAR) in die Pfanne schmiss.

Die Königin der Nudeln

Die Krönung des Gerichtes waren aber die Nudeln, die eigentlich jede Beigabe zum Statisten degradieren: Tajarin Tagliati a Mano. Diese handgeschnittenen Nudeln aus einem Teig, bei dem nicht weniger als 36 Eidotter pro Kilo Hartweizengries zum Einsatz kommen, sind eigentlich eine Delikatesse für sich, die auch mit ein bisschen Knoblauch, Olivenöl und Kräutern wunderbar schmecken. Produziert werden sie in der Manufaktur von Marco Giacosa in Neive bei Alba, mitten im Piemont, komplett händisch. Ihren Weg in unseren Kochtopf fanden sie über Wein & Co. den Geschäftsführer und Piemont-Guru Willi Klinger inzwischen zu einem veritablen Feinkostladen höchster Güte weiterentwickelt hat. Danke dafür!

Das Rezept für 4 Personen:

Zutaten

  • 1 Kilo Vongole
  • 400 Gramm Nudeln
  • Zwiebeln fein gehackt
  • Knoblauch fein geschnitten
  • 1/4 Liter guten Weißwein
  • 1 Tasse Kirschtomaten oder 1 Glas Tomatensugo
  • 1 kleine Chilischote frisch oder getrocknet (ohne Kerne!)
  • Meersalz, Pfeffer aus der Mühle
  • Petersilie
  • Olivenöl kalt gepresst

Zubereitung

Die Vongole unter kaltem Wasser gut abwaschen – ein bisschen Sand im Sud lässt sich trotzdem nicht vermeiden, gehört aber auch dazu; stellen Sie sich einfach vor, sie sitzen auf einer schönen Terrasse und hören das Meer rauschen… Den Knoblauch in Scheiben schneiden Zwiebeln fein schneiden und beides in etwas Olivenöl leicht anschwitzen. Die Muscheln dazugeben und kurz durchrühren. Sobald sich die Muscheln geöffnet haben, mit Salz und Pfeffer würzen. Mit Weißwein ablöschen und mit Wasser oder besser Hühner- oder Gemüsesuppe aufgießen. Halbierte Tomaten oder Sugo und geriebene Chilis dazugeben. Kurz durchkochen.

Die Nudeln in Salzwasser al dente kochen, abseihen und dann mit den Muscheln, dem Sud und der gehackten Persilie vermischen.

Heiß servieren und ein gutes Glas Weißwein, wie den Pinot Blanc Ried Haidsatz Leithaberg DAC 2017 von Georg Prieler dazu trinken. Mineralisch, fordernd, trinkfreudig – und ein Wein, der den intensiven Aromen dieses Gerichtes problemlos standhält!