Die Sonne meinte es gut mit dem jungen Wachauer Winzer Simon Gattinger, als er vor kurzem nach 16 Monaten Bauzeit den neuen Weinkeller feierlich eröffnete. Für einen Moment schob sie die Regenwolken über Unterloiben zur Seite und ließ die neu gebaute Produktionsstätte, die sich modern, überraschend und trotzdem harmonisch in die Kellergasse einfügt, erstrahlen. Über 150 Freunde, Winzerkolleg:innen und Geschäftspartner:innen teilten gemeinsam mit dem Jungwinzer diesen besonderen Moment. Der Ort Loiben liegt am linken Donauufer. Der Weinbau hat dort eine lange Tradition und trotz der schwer zu bewirtschaftenden Lagen prägt er Loiben. Hier herrscht ein besonderes Klima, das von der Donau reguliert wird.
Fotos: Elisabeth Egle
Von der Traube zur Flasche
Schon Simons Urgroßvater Anton Gattinger produzierte mit großer Leidenschaft seine eigenen Weine und war bei der Gründung der Winzervereinigung „Dinstl-Gut“ in Loiben im Jahre 1930 einer der leitenden Mitglieder. Der Weinbaubetrieb wurde später von Simons Großvater Leopold Gattinger hauptberuflich und anschließend von Simons Vater Leo Gattinger im Kombinationserwerb weitergeführt. 20 Jahre lang wurden die Trauben an renommierte Nachbarwinzer verkauft. Erst als sich Simon Gattinger im Jahr 2017 entschloss, seinen eigenen Wein zu keltern, wurde die Vinifikation am Weingut wieder aufgenommen. Glücklich schätzen kann sich Simon über das Wissen und die Erfahrung seiner Eltern, die ihm immer tatkräftig zur Seite stehen.
Fokussiert auf das Wesentliche
In Sachen Wein fokussiert sich Simon Gattinger auf das Wesentliche: Nämlich auf die beiden Wachauer Leitsorten Grüner Veltliner und Riesling. Die Rebstöcke stehen in besten Lagen wie Kreutles, Höhereck und Loibenberg, vinifiziert wird im neuen Keller „minimal-invasiv“, sprich: So viel wie nötig und so wenig wie möglich. Dazu gehört auch, dass Trauben, Maische und Saft nun von der Anlieferung bis zum Tank oder Fass immer nach dem Schwerkraftprinzip ohne mechanisches Zutun von oben nach unten bewegt werden. Gattingers Grüne Veltliner zeigen mit zart-herber Würze, straffer Struktur und viel Grip am Gaumen eine moderne, schnörkellose und eigenständige Stilistik. Beim Riesling beherrscht er trotz seiner Jugend das Spiel von Frucht, Süße und Säure vor dem Hintergrund der typischen Wachauer Mineralität perfekt – seine diversen Praktika, die ihn unter anderem ins Deutsche Rheinhessen geführt haben, sind da zweifellos nicht spurlos vorübergegangen. Ebenfalls klar herausgearbeitet ist die Lagentypizität bei den beiden Riesling-Smaragden: Der Höhereck präsentiert sich kühler und etwas zurückhaltender mit frischen Zitrusnoten, der Loibenberg lädt mit saftig-opulentem Fruchtspiel und weicherer Textur gleich zum einfach weitertrinken ein. Fazit: Den Namen Simon Gattinger sollte man ab sofort, wie man in Deutschland so schön sagt „auf dem Zettel haben.“