Klaus Egles Weine der Woche: Welschriesling, Rosé und Blaufränkisch von Clemens Krutzler

Clemens Krutzler, der Sohn von Melanie und Reinhold Krutzler, legt mit seiner ersten eigenen Weinserie nicht nur eine eindrucksvolle Talentprobe ab, sondern gibt auch wertvolle Hinweise darauf, wo es mit dem Wein in Zukunft hingehen könnte.

Jugendlich-frisches Packaging, eine durchdachte Herangehensweise an jeden einzelnen Wein und Ergebnisse die mehr als nur vergnüglich zu trinken sind. Nach der Verkostung von Clemens Krutzlers erster, eigener Weinserie würde ich sagen: Alles richtig gemacht! Diese Weine, die Art und Weise, wie sie vinifiziert wurden und wie sie sich jetzt präsentieren, ist nicht nur auf der Höhe der Zeit, sondern durchaus zukunftsweisend, wenn es etwa um die Relation von Geschmack und Alkoholgehalt geht. Drei junge, frische Weine, die nicht nur eine Bereicherung für das Sortiment des Weinguts Krutzler sondern auch für die heimische Weinszene sind.

Welschriesling 2022

Der Welschriesling 2022 ist ein schönes Beispiel dafür, dass ein Wein nicht nur das ist, was an Trauben im Weingarten wächst, sondern immer auch eine Sache der Herangehensweise im Keller. Clemens Krutzler hat die Trauben für 48 Stunden offen mazeriert, die weitere Vergärung – teilweise mit Traubenstilen – und der 6-monatige Ausbau erfolgte dann im 1.200-Liter-Fass auf der Vollhefe. Ergibt gerade einmal 1.600 Flaschen und ich freute mich wirklich, eine davon verkosten zu können. Der Wein zeigt im Glas eine phänomenale Nase, gelbfruchtig, kräuterwürzig, mit Anklängen von Quitte und Stachelbeeren bis hin zu rosa Grapefruit und präsentiert sich am Gaumen straff, eng und trinklustig mit gefühlvoll dosiertem, feinkörnigem Gerbstoff. Langer Abgang, ewiger Nachklang. Auch so kann „Welsch“. 

Rosé vom Blaufränkisch 2022

Die Basis für Krutzlers Rosé bildet Blaufränkisch – what else? – aus einem zwanzig Jahre alten Weingarten. Sandige, eisenhältige Lehmböden bringen Struktur, die Sorte himbeerrote Farbe. Kurz in der Presse mazeriert und dann in gebrauchten 500-Liter-Fässern vergoren und für sechs Monate auf der Vollhefe ausgebaut, ist das kein rosafarbenes Erfrischungsgetränk für die Terrasse sondern ein ernstzunehmender Wein. Duft nach roten Ribiseln, Kirschen, Walderdbeeren und frischem Fleisch, zart rauchige Noten, am Gaumen dann fokussiert und straff mit mineralischem Kern und zarter, hellbeeriger Frucht an den Rändern. Animierende Säure, feiner Gerbstoff, guter Trinkfluss. Das mit der Terrasse muss man ja trotzdem nicht ausschließen. 

Blaufränkisch 2021

Der Blaufränkisch 2021 durfte sich etwas länger auf seinen Auftritt in der Öffentlichkeit vorbereiten. Nach der Maischegärung im offenen Gärständer und der Pressung im Stahltank fertig vergoren, reifte der Wein sechs Monate im Stahltank auf der Vollhefe und anschließend für 9 Monate im 500-Liter-Fass auf der Vollhefe des Rosé 2021. Das ergibt einen erstaunlich fruchtigen und gerade für den Eisenberg im Duft richtig charmanten Wein, mit heller, einladender Beerennote und null Holzeindruck. Am Gaumen dann leichtfüßig aber sehr aromatisch, feine, saftige Frucht und dazu eine angenehm animierende Säure und eine vom feinkörnigen Gerbstoff geprägte Struktur. So könnte die Zukunft des Rotweins aussehen, wenn wir dereinst draufkommen, dass mehr nicht immer mehr sein muss.