Jahrzehntelang galt das Weingut Krutzler aus Deutsch-Schützen als burgenländische Rotwein-Institution. Doch mit dem Welschriesling Ried Ratschen 2020 beweist Reinhold Krutzler eindrucksvoll, dass er es auch in weiß kann.
Darum wollen wir hier gar nicht erst mit den (Per-)Wölfen heulen und das Loblied des immer wieder eindrucksvollen Spitzenweines von Reinhold Krutzler singen, das ohnehin schon ein äußerst umfangreiches Konvolut mit vielen Strophen ist. Die besondere Eignung der Rieden von Deutsch-Schützen und dem Eisenberg für den Rotweinanbau und insbesondere für den Blaufränkisch ist unumstritten. So befand etwa schon mein geschätzter Kollege, Weinjournalisten-Legende Helmut Romé in seinem 1979 erschienen Standardwerk „Die großen Weine Österreichs“ in prophetischer Manier: „Diese Gegend könnte in der Rotweinerzeugung eine große Zukunft haben!“ Damit hatte er absolut Recht, allerdings hatte in der Vergangenheit auch der Weißwein im Südburgenland eine gewisse Bedeutung und insbesondere die Region um Rechnitz war für ihren ausgezeichneten Welschriesling bekannt.
Neuer Wein aus alten Reben
Genau hier knüpft Reinhold Krutzler wieder an. Dabei konnte der für seinen Welschriesling auf inzwischen 36 Jahre alte Reben zurückgreifen, ein Beweis, dass die Weißweintradition hier nie unterbrochen wurde. Dass aus dem hochkonzentrierten Saft von gerade einmal 3.400 Litern pro Hektar kein schwach alkoholhältiges Erfrischungsgetränk würde, war von vornherein klar. Also dann, wenn schon denn schon, Vergärung und anschließend 11 Monate Ausbau in neuen Barriques, dann, nach über einem Jahr, ungeschönt und unfiltriert in Flaschen gefüllt. Na bumm. Optimale Trinkreife zwischen 2023 und 2028 sagt der Winzer – und ich glaube es ihm.
Puristisch, schnörkellos, direkt
Die außergewöhnlich schöne Flasche mit der weißen Wachskapsel weckt Vorfreude und die ist absolut berechtigt. Komplexe Gewürz-Aromen im Duft nach Zimt, Gewürznelken, Piment, dezente Zitrus-Aromatik, mit einem Hauch von Fruchtsüße, am Gaumen straff, mit festem Körper ohne ein überschüssiges Gramm Fett, kompakt, mineralisch, dicht, Bodentöne, puristisch, schnörkellos und direkt, fordernd, mit toller Präsenz und langem Nachklang. Auch so kann Welschriesling schmecken.
Bewertung: 18/20 Punkten