Mit seinem Traminer „MG“ 2018 beweist Hans Peter Temmel vom Weingut Felberjörgl einmal mehr, dass er keine halben Sachen macht: Wenn schon Maischegärung, dann auch gleich Amphore.
Eigentlich hätte Hans Peter Temmel ja Automechaniker werden sollen. Aber da ist Gott sei Dank nichts daraus geworden, weil er im Weinbaubetrieb der Familie gebraucht wurde. Als ich ihn dann vor nunmehr auch schon einigen Jährchen kennengelernt habe, da war der „Felberjörgl“, was übrigens – wie in der Steiermark durchaus üblich – ein Hofname ist, eigentlich noch ein Geheimtipp. Was freilich nichts mit der damals schon sehr guten Qualität der Weine, sondern eher mit der etwas versteckten aber wahnsinnig schönen und idyllischen Lage des Hofes zu tun hatte. Damals stand der Buschenschank mit den gemütlichen Stuben und dem herrlichen Garten im Mittelpunkt des Interesses und den gibt es dankenswerterweise nach wie vor.
Vom Riesling bis zum Edelbrand
Daneben profilierte sich Hans Peter Temmel aber auch als Weinmacher und holte sich eine inzwischen fast schon nicht mehr überschaubare Anzahl an Preisen und Auszeichnungen. Und das sowohl mit dem Platzhirsch Sauvignon Blanc als auch mit den weißen Burgundersorten Weißburgunder, Grauburgunder und Morillon aber nicht zuletzt auch mit den Rieslingen, die hier eine lange Tradition haben und in den vergangenen zwei Jahrzehnten wieder zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Identität des Sausaler Weinbaus wurden. Ausgezeichnet im wahrsten Sinne des Wortes sind außerdem die Edelbrände des Hauses, für die Hans Peters Bruder Stefan verantwortlich zeichnet.
Eine wunderbare Genuss-Harmonie
Ein ganz eigenständiges Thema komplett abseits von jedem geschmacklichen Mainstream bespielt Temmel mit seinen auf der Maische vergorenen Weinen. Die sind zwar ganz anders aber in höchstem Maße spannend und keineswegs so, dass man sich vor ihnen fürchten müsste. Der Traminer „MG“ 2018 trumpft in der Nase mit einer komplexen Aromatik von Dörrfrüchten, Marillen, Gewürzen wie Kreuzkümmel und Szechuanpfeffer, Erdnüssen und Malz auf. Am Gaumen zeigt er sich vollmundig und stoffig, mit viel Druck, fruchtsüß, saftig und mit reifer animierender Säure, die diesen mächtigen Wein erstaunlich agil hält. Ich habe ihn als Begleiter zu einer asiatischen Wok-Pfanne ausgewählt und folgendes notiert: „Wird mit jedem Schluck besser und hält mit seiner Aromenfülle und seiner Fruchtsüße super dagegen – das ergibt eine wunderbare Genuss-Harmonie“.
Bewertung: 18/20 Punkten