Johannes Gebeshuber holt mit seinen Weinen in beeindruckender Weise das Beste aus den Rieden von Gumpoldskirchen – und knüpft damit an die große Tradition dieses besondern Weinbau-Ortes an.
Gumpoldskirchen war mal was in der Weinwelt. Und dann nicht mehr so wirklich. Und dann fast gar nicht mehr – die Geschichte ist bekannt. Aber wenn man die Weine von Johannes Gebeshuber trinkt, dann versteht man sehr schnell, was die einstige Größe dieses Weinbauortes ausmachte. Gebeshuber ist auch schon eine Weile im Geschäft, nannte sein Weingut ursprünglich „spätrot“ – eine alte Bezeichnung für den Zierfandler, der im Duett mit dem Rotgipfler den bekannten „Spätrot-Rotgipfler“ ausmachte. Und kämpfte mit der Hypothek der Übernahme des gigantischen Kellers der ehemaligen Gumpoldskirchner Weinbaugenossenschaft, der erst einmal sinnvoll bespielt sein wollte.
Gereift wie ein guter Wein
Doch inzwischen hat sich Gebeshuber nicht gerade neu erfunden aber er ist gereift, wie guter Wein. Fokussiert auf das Wesentliche, sprich die traditionellen Gumpoldskirchner Sorten Zierfandler und Rotgipfler dazu die roten Burgundersorten Pinot Noir und St. Laurent, die das besonders kalkreiche Terrroir hier lieben. Damit kann man schon was anfangen und wenn man den Weinen so wie Gebeshuber die nötige Zeit gibt wird es wirklich gut. Dass viele alte Rebstöcke im Spiel sind, hilft ebenfalls und dass Gebeshuber seine Weingärten biologisch bewirtschaftet zeigt exemplarisch, wie gut Nachhaltigkeit und höchste Qualität unter einen Hut zu bringen sind. Dabei sind Gebeshubers Weine keineswegs modisch, oder anbiedernd, sondern im Grunde genommen klassische Gumpoldskirchner, mit lässiger Aufmachung, und ganz viel Tiefgang.
Drei mal großer Stoff
Rotgipfler Ried Laim 2018, Zierfandler Ried Wiege 2018 und St. Laurent Ried Glas 2018 befanden sich im Kostkarton, den mir Johannes Gebeshuber geschickt hat. Ich beschreibe hier den Rotgipfler, nicht weil er der Beste war – der St. Laurent ist ebenfalls super und der Zierfandler von der legendären „Wiege“ tatsächlich ein großer Wein – sondern, weil ich ihn als ersten verkostet habe. Im intensiven, würzigen Duft mache ich Nüsse, Mandeln und reifes Kernobst aus, Quitte ist dabei und auch ein bisschen Exotik in Richtung Bananen, dazu eine pfeffrige Würze. Am Gaumen dann dicht und Stoff, vollmundig mit einer weichen, cremigen Textur verleiht ihm die reife Säure einen schönen Trinkfluss bis hin zum ausgesprochen langen Abgang. Perfekte Harmonie!
Bewertung: 18,5 Punkte
Fazit: Ein echter Gumpoldskirchner voll Saft und Kraft.