Wenn ein Wein wie der Riesling Heiligenstein Alte Reben 2019 vom Weingut Bründlmayer mit der Empfehlung von gleich zwei 100-Punkte-Bewertungen durch renommierte Kollegen daherkommt, dann ist das wie die Begegnung mit einem önophilen 18-Ender…
Da ist das erste Gefühl einmal Respekt. 100 Punkte von Peter Moser im Falstaff und, unabhängig davon, nochmals 100 Punkte von Willi Balanjuk im A-la-Carte, das muss dann ja wohl was bedeuten, zumal die beiden Herren in Sachen Wein verkosten, man verzeihe mir den saloppen Ausdruck, nicht gerade auf der Nudelsuppe dahergeschwommen sind… Also dieser Wein muss schon ganz etwas Besonderes sein. Ich beschloss, ihn an meinem Geburtstag zu verkosten.
Eine internationale Größe
Jetzt ist das Weingut Bründlmayer ja schon grundsätzlich keine unbekannte Größe. Was dort gemacht wird, hat Hand und Fuß, Willi Bründlmayer ist einer der großen Nach- und somit auch Vordenker des österreichischen Weinbaus. So hat er den Namen Bründlmayer zur wertvollen Marke gemacht und das Weingut zu nationaler und internationaler Bedeutung geführt. Ihm zur Seite steht ein versiertes, gut eingespieltes Team, gemeinsam zieht man an einem Strang.
Dass Weine dieses Kalibers nicht durch Zufall entstehen, liegt auf der Hand und Bründlmayer selbst unterstreicht diese Tatsache: „Für einen großen Wein muss wirklich alles stimmen“, sagt Willi Bründlmayer, „die Lage, das Wetter übers Jahr und bei der Lese und das Engagement aller Mitarbeiter. In unserem Weintagebuch kann man die vielen Schritte zum Erfolg zurück verfolgen.“
Der Boden und die Reben
Grundlage ist im wahrsten Sinne des Wortes die einzigartige Lage Zöbinger Heiligenstein. Der nur hier auftretende, rötliche, verwitterte Wüstensandstein mit Konglomeraten und einer nur sehr dünnen Humusauflage verleiht den Weine einen eigenständigen Charakter und eine tiefe Mineralität. Die Reben für diesen Wein sind im Schnitt 45 Jahre alt, die ältesten bis zu 80Jahre. Sie wurzeln besonders tief und tragen nur kleine Trauben – die Erntemengen sind gering, die Qualität entsprechend hoch.
Terroir schlägt Sorte
Der Wein startet mit feiner Würze, Mineralität, Kühle und Zitrusnoten im Duft. Mit Luft auch Weihrauch, Lindenblüten, extrem vielschichtig schon in der Nase. Am Gaumen dann total fokussiert auf einen von salziger Mineralik geprägten Kern verästelt er sich bis in die kleinsten Gaumen-Nischen, beißt sich dort regelrecht fest und ist tatsächlich gekommen um zu bleiben. Dabei wirkt er durch die frische, zupackende Säure bei aller Konzentration nicht schwer oder opulent sondern eher drahtig-durchtrainiert. Die Sorte tritt gegenüber dem Terroir ganz klar in den Hintergrund und der Wein erinnert mich eher an einen großen Burgunder als an einen klassischen, von der Frucht geprägten Riesling. Mein Fazit: Um diesen Ausnahme-Riesling schätzen zu können braucht es einen gewissen Trink-Horizont, dekantieren hilft und, ja, das ist die schlechte Nachricht: Er sollte unbedingt noch ein paar Jahre in der Flasche reifen dürfen!
Bewertung: 19,5 – 20/20 Punkten