Klaus Egles Wein der Woche: Pinot Noir 2008 Weingut Karl Alphart

Karl Alphart war schon immer ein Pinot-Noir-Afficionado. Kürzlich fiel mir mit seiner Pinot Noir Reserve 2008 ein besonders eindrucksvolles Zeugnis dieser Leidenschaft in die Hände – und ins Glas!

Ich gebe zu, die generelle Qualität des Jahrgangs 2008 ist mir nicht so genau erinnerlich. Was, wenn es um das Thema Pinot Noir geht, eher ein gutes Zeichen ist, denn die – zumindest vermeintlich – großen Jahre mit viel Sonnenschein und trockenem Herbstwetter bleiben viel eher in Erinnerung. Ein solches Jahr war 2008 nicht und das ist gut so, denn der Pinot mag keine gekochten oder gegrillten Trauben. Schließlich stammt er aus Burgund und da haben sie ja auch oft ein ziemliches Sauwetter…

Die feinen Zwischentöne herauskitzeln

Sehr genau erinnern kann ich mich jedoch an die vielen Gespräche mit Karl Alphart zum Thema Pinot Noir, der ihm immer schon ein ganz besonders Anliegen war. Denn hier heißt es für den Winzer die feinen Zwischentöne herauskitzeln und nicht den Gaumen durch schiere Wucht und Opulenz einfach überwältigen. Das beginnt schon einmal beim richtigen Lesezeitpunkt – nicht zu früh und keinesfalls zu spät. Dabei befindet sich der Pinot mit seinen dünnen Beerenhäuten in latenter Gefahr, der Fäulnis zum Opfer zu fallen, also ist vor allem während der Traubenreife Wachsamkeit oberstes Gebot.

Und auch im Keller will der elegante Franzose mit Samthandschuhen angefasst werden. Finesse, und die ist in den Augen von Alphart beim Pinot Noir überhaupt das wichtigste, kommt eben nicht von alleine. Darum werden die Weine in einem sorgsam austarierten Mix von neuem und gebrauchten Holz ausgebaut. Es ist halt beim Weinmachen wie beim Kochen: Den Garpunkt nicht verpassen und dann auf der Klaviatur der Gewürze die richtigen Töne finden.

Burgunder vom Feinsten

Die Pinot Noir Reserve 2008 ist so gesehen eine perfekte Komposition – und noch dazu in wunderbarer Trinkverfassung. Im Glas kleidet er sich in strahlend rubinrotem Kleid mit schwarzem Kern und zarten Randaufhellungen. In der Nase kühl und feingliedrig mit fast ätherischen Aromen von Ribiseln und Waldhimbeeren – Finesse pur. Am Gaumen in perfekter Balance von reifer, süßer Frucht, feinkörnigem Gerbstoff und angenehm-animierender Säure. Gut strukturiert, elegant und druckvoll bis hin zum langen Abgang. Ein Wein, der nach mehr als zehn Jahren großes Trinkvergnügen bereitet. Danke, Karl!

19/20 Punkten

Fazit: Jetzt mit Vergnügen trinken – aber noch ohne Stress!