Klaus Egles Wein der Woche: Grüner Veltliner Steinwerk 2019, Domäne Wachau

Die Wachauer Vorzeige-Genossenschaft Domäne Wachau keltert unter dem Label „Backstage“ Außergewöhnliches und Ausgerissenes wie den Grünen Veltliner „Steinwerk“ Spitzer Graben 2019.

Wer rastet der rostet. Und wer in seiner Entwicklung stehen bleibt, ist spätestens morgen schon von gestern. Die Gefahr besteht im Weingut Domäne Wachau, dem wichtigsten Weinbaubetrieb in der österreichischen Parade-Weinregion, nicht. Denn Roman Horvath, Master oft Wine und Geschäftsführer des Betriebes und Heinz Frischengruber als Kellermeister haben immer zugleich mehrere Bälle in der Luft um den Betrieb fit für die Gegenwart und die Zukunft zu halten. Da wurde der Betrieb geöffnet und als Genuss-Ausflugsziel interessant gemacht, dann lädt man immer wieder zu spannenden Veranstaltungen rund um die Themen Wein, Genuss und Kultur. Und schließlich bringt man dem Publikum die Zusammenhänge von Terroir und Wein mit Riedenwanderungen oder onöphilen Donau-Schiffahrten näher.

Hinter den Kulissen

Was den Wein angeht, haben sich die Wachauer Genossen mit blitzsauberen Basisweinen als verlässlicher Partner für den Handel etabliert und sind gleichzeitig mit den Riedenweinen aus Wachauer Bestlagen in höchste Bewertungssphären vorgestossen – national und international. Ohne viel Wind darum zu machen, hat das kongeniale Duo Horvath und Frischengruber aber auch hinter den Kulissen, also „Backstage“, begonnen, mit alternativen Weinbereitungs-Methoden zu experimentieren, was gerade in der doch eher konservativ orientierten Wachauer Weinlandschaft eine gehörige Portion Mut erfordert. In dieser Serie ist inzwischen ein ausgesprochen interessantes und anspruchsvolles Portfolio zusammengekommen. Vom im Holzfass ausgebauten Rosé „1805″ über den Gemischten Satz Smaragd „Uralt Reben von 80jährigen Rebstöcken bis zum Cool-Climate-Pinot-Noir. Und eben dem Grüner Veltliner „Steinwerk“ 2019 aus Trauben vom Spitzer Graben.

Klingt gefährlich, schmeckt super

Der ist spontan mit eigenen Hefen vergoren, in Behältern aus Marmor und Granit gereift und schließlich unfiltriert und praktisch ohne Schwefelzugabe abgefüllt worden. Das Ganze klingt jetzt gefährlicher, als es schmeckt. Der Wein fesselt vom ersten Moment an: Intensiver Duft mit würziger Aromatik, gelbfruchtig,  Anklänge von Fenchelsamen, Blutorangen und weißem Pfeffer. Am Gaumen stoffig mit cremiger Textur, wärmend und mundfüllend, die Säure ist reif und gut eingebunden, Aromen von Feuerstein, Leder, mineralisch und doch geschmeidig. Ein Hauch von Gerbstoff macht ihn trotz seines kraftvollen Auftritts trinkfreudig und animierend, eindrucksvoll und sehr lang anhaltend.

Bewertung: 18,5/20 Punkten