Einst war Haugsdorf als Bastion des Blauen Portugiesers bekannt. Doch hier wachsen auch noch ganz andere Rotwein-Kaliber, wie der Cabernet Franc Reserve 2018 von Anton Schöfmann eindrucksvoll unter Beweis stellt. Das Weinviertel steht heute ganz klar für Weißwein, namentlich den Grünen Veltliner, der als „Weinviertel DAC“ zum Synonym für Weinviertler Weißwein und zum Vorreiter für das DAC-System im ganzen Land geworden ist. Ein paar gallische Dörfer, hier auch „Inseln“ genannt, in denen eine durchaus lange Rotwein-Tradition weitergepflegt wird, gibt es im weiten Weinviertel aber ebenso. Insbesondere findet man diese im Pulkautal zwischen Retz und Mailberg, wo Böden und klimatische Voraussetzungen für den Rotwein geradezu ideal sind.
Hot Season
Heiße, trockene Sommer, wenig Niederschläge und dazu die sandig-lehmigen Böden – da lacht das Herz des Rotwein-Winzers. Kein Wunder also, dass auch in Haugsdorf immer viel Rotwein gekeltert wurde. Der lange Zeit aus der Mode gekommene, neuerdings aber wieder durchaus beliebte Blaue Portugieser war früher das Aushängeschild, doch auch andere Blaue Trauben fühlen sich hier so richtig wohl. Die Hälfte der Haugsdorfer Weingärten ist mit Rotweinsorten bestockt, im Betrieb von Anton Schöfmann beträgt der Rotweinanteil sogar stolze 75 Prozent.
Eine rote Rarität
Man kann Schöfmann, der im Weingut inzwischen von Nichte Anna und Neffe Laurenz Unterstützung bekommt, durchaus als Rotweinspezialisten bezeichnen. Seine Cuvée „Hutberg Reserve“, die im Vorjahr ihren Dreißiger feierte, ist schon fast legendär und stets einer der besten Rotweine des Weinviertels. Der Wein wird aus Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Merlot cuvéetiert, den Cabernet Franc gibt es aber auch reinsortig und der ist nicht nur für das Weinviertel, sondern auch österreichweit gesehen eine Rarität. Gerade einmal 0,1 Prozent der heimischen Rebfläche ist damit bepflanzt und die daraus resultierenden Weine werden größtenteils für Cuvées verwendet. Eigentlich schade, denn Schöfmanns Wein war auch in der Weinviertel-erprobten Runde, in der wir die verkostete Flasche dann getrunken haben, eine echte Überraschung – auf Grund seiner Seltenheit aber auch dank seiner Qualität.
Wohlfeiles Trinkvergnügen
Der Cabernet Franc weckt schon beim ersten Hineinriechen die Neugier, hat geradezu etwas Geheimnisvolles. Dunkelwürzig mit Aromen von Trockenfrüchten, Leder, Heidelbeeren, Minze, Rauch und schwarzem Pfeffer, präsentiert er sich am Gaumen vollmundig und reif, mit einem feinkörnigen, perfekt eingebundenen Gerbstoff und saftiger Fruchtsüße, entwickelt eine tolle Präsenz und klingt lange nach. Eine eigenständige Weinpersönlichkeit, die für sich steht, ohne Referenzen zu benötigen. Und für Euro 15,- ab Hof ein perfekt gereiftes und durchaus wohlfeiles Trinkvergnügen.
Bewertung: 18/20 Punkten