Ulrike Hager war 16 Jahre lang Geschäftsführerin für das Regionale Weinkomitee Weinviertel, und hatte maßgeblichen Anteil an der erfolgreichen Entwicklung und Umsetzung der DAC-Idee im Weinviertel. 2022 übernahm sie bei Österreich Wein Marketing (ÖWM) die Leitung des Gebietsmarketings. Dort ist die Weinexpertin für alle Aktivitäten im Heimmarkt Österreich zuständig. Dazu gehören die Kooperationen mit Medien, dem Handel und der Gastronomie, der Weintourismus sowie der SALON Österreich Wein. Weiters fungiert Ulrike Hager in ihrer Funktion als Schnittstelle zwischen allen Regionalen Weinkomitees und der ÖWM.
Fotos & Interview: Elisabeth Egle
Elisabeth Egle: Wir gratulieren Ihnen zur erfolgreichen SALON 2024-Organisation. Man sagt, es ist der härteste Weinwettbewerb des Landes. Härter ist es auch für die Gastronomen geworden. Was hat sich in den letzten Jahren beim Wein-Konsumverhalten der Gäste verändert?
Ulrike Hager: Die letzten Jahre waren für uns alle sehr herausfordernd und haben auch das Konsumverhalten der Menschen verändert. Die Gäste gehen nicht mehr so häufig ins Wirtshaus und konsumieren weniger. Gründe dafür gibt es viele – es ist zuhause auch ganz gemütlich, es ist vielleicht günstiger und bequemer. Aber auch das Trinkverhalten hat sich geändert – weniger, dafür hochwertigere Weine werden getrunken. Das hat aber meiner Meinung nach auch mit den massiven, immer länger andauernden Hitzeperioden zu tun, wo man einfach lieber Wasser statt Wein trinkt.
Elisabeth Egle: Und die Gastronomie?
Ulrike Hager: Die Gastronomie hat mit den hohen Fixkosten zu kämpfen, die sich auf die Preise niederschlagen müssen um als Unternehmen weiter bestehen zu können. Die Gäste reagieren darauf sehr sensibel und konsumieren weniger. Dazu kommt die Veränderung am Arbeitsmarkt, wo Homeoffice und flexible Arbeitsmodelle sehr gefragt sind – was in der Gastronomie aufgrund der besonderen Arbeitszeiten nicht so einfach umsetzbar ist. Die Weingüter müssen sich den Herausforderungen durch die immer extremer werdenden Witterungsverhältnisse und den hohen Temperaturen stellen und neue Wege finden, die Weine weiterhin bekömmlich zu keltern. Frische, fruchtige Weine mit wenig Alkohol und viel Ausdruck sind der derzeitige Trend. Der rückläufige Weinkonsum ist aber kein Österreich-Phänomen, diese Entwicklung ist weltweit überall gleich und hat auch mit dem geänderten Gesundheitsbewusstsein zu tun. Daher verstärkt sich auf den Exportmärkten der Druck und der Kampf am POS (Point Of Sale) steigt.
Elisabeth Egle: Mit der großen Sommer-Aktion „Österreich Wein lädt ein“ setzen Sie seitens des Österreichischen Wein Marketings einen Impuls in der Gastronomie. Was erhoffen Sie sich davon?
Ulrike Hager: In erster Linie möchten wir die Gastronom*innen unterstützen und den Weinkonsum in den Wirtshäusern steigern. Dazu laden wir auch die Wirt:innen ein bei der Sommer-Gläser-Aktion „Österreich Wein lädt ein!“ mitzumachen. Damit wollen wir die Gäste animieren, ein oder zwei Gläser Wein mehr zu konsumieren. Weiters soll durch diese Aktion die Awareness, also das Bewusstsein und die Aufmerksamkeit für den Wein gesteigert und so auch der Absatz gefördert werden.
Elisabeth Egle: Die österreichische Weinwirtschaft treibt das Thema Nachhaltigkeit voran. Getragen von den drei Säulen „Nachhaltig Austria“, biologische und biodynamische Bewirtschaftung. Wie sehen Sie die Bedeutung dieser Thematik in der Gastronomie?
Ulrike Hager: Natürlich spielt die Nachhaltigkeit auch in der Gastronomie zukünftig eine wichtige Rolle, wo die Konsument*innen aber wohl nur bedingt viel höhere Preise dafür akzeptieren wollen. Wichtig ist eine Bewusstseinsbildung in der täglichen Arbeit. Das heißt, sind alle Schritte, alle eingesetzten Waren oder auch Prozesse in der derzeitigen Form nachhaltig oder kann ich im Rahmen meiner Möglichkeiten nachhaltiger agieren. Es gibt auch in der Gastronomie Wege, ohne große Investitionen nachhaltiger zu arbeiten. Vor allem die Konsument*innen von morgen – sprich GenY + GenZ – legen besonders großen Wert darauf. Und die gilt es gerade auch mit diesem Thema abzuholen.
Elisabeth Egle: Gibt es auch beim Wein-Gebietsmarketing aktuelle Entwicklungen und Trends?
Ulrike Hager: Das Herkunftsmarketing ist nach wie vor eine wichtige Positionierungsstrategie für ein Weinbaugebiet und auch für Österreich. Denn nur die Herkunft und die damit verbundene Weinstilistik ist einzigartig. Was wir bemerken ist, dass vor allem im Export das Thema Nachhaltigkeit und biologische beziehungsweise biodynamische Bewirtschaftung immer wichtiger wird und in manchen Märkten wie in den skandinavischen Ländern oder Kanada entscheidend bei Listungen ist. Unerlässlich ist auf jeden Fall die Fokussierung auf die Stärken des jeweiligen Gebietes, um hier ein möglichst klares Profil zu schaffen.
Elisabeth Egle: Und was schätzen Sie an der Arbeit in der Weinbranche besonders?
Ulrike Hager: Es macht einfach wahnsinnig viel Freude mit und für den österreichischen Wein zu arbeiten.
Elisabeth Egle: Wir danken für Ihre Zeit.